Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2015

Was bedeutet gesotten z. B. in hartgesotten?

[F] Was bedeutet eigentlich gesotten? Hat hartgesotten etwas damit zu tun? Und was bedeutet es, wenn ein Motor versottet ist?

Fast hartgesotten. CC-Lizenz

[A] Bei gesotten handelt es sich um eine der beiden Partizip-Perfekt-Formen des Verbs sieden (vgl. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. Mannheim 2012). Sieden im Sinne von ›kochen‹ kann schwach und auch stark flektiert werden, in der Allgemeinsprache ist dabei die schwache Form die verbreitetere: Die Eier siedeten/sotten, der Koch hat die Brühe gesiedet/gesotten. (Duden. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, 8. Aufl. Mannheim 2016)

Die Herkunft von sieden ist nicht eindeutig geklärt, und so kann das Partizip gesotten unterschiedlich gedeutet werden. Verwandt sein könnte es zum Beispiel mit dem gotischen Wort sauþs ›Opfer‹, altisländisch sauðr ›Schaf‹, eigentlich ›etwas, das zum Opfer gekocht wird‹. Auch Sod wie in Sodbrennen und Sud stehen mit dem Verb in Zusammenhang: Während Sod auf das mittelhochdeutsche Wort sõt[e]/sõdem (mnd. sode, altenglisch seada) mit einer ähnlichen Bedeutung zurückgeht, nämlich ›heißes Aufwallen‹, stellt Sud mit der Bedeutung ›das Sieden‹ das Verbalsubstantiv des Verbs sudeln dar. Dieses bedeutete ursprünglich ebenfalls ›sieden, kochen‹, bis sich seine zweite Bedeutung ›beschmutzen, im Schmutz wühlen‹ (vermutlich zu einer indogermanischen Wortgruppe, die mit saufen zu tun hat) schließlich allgemein durchsetzte (vgl. Duden. Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. Mannheim u. a. 2001).

Wenn also in der Küche gesotten wird, dann wird ganz einfach gekocht. Eier etwa können weich oder hart gesotten bevorzugt werden – die übertragene Bedeutung von hartgesotten mit der Bedeutung ›seelisch verhärtet‹, ›vielerfahren‹ oder ›unbelehrbar‹ (im eigentlichen Sinn ›durch Kochen gehärtet‹) ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. Andere Redewendungen rund um das Verb sieden sind etwa jemandem siedet das Blut, ›ist erregt vor Zorn oder Leidenschaft‹ oder dort gibt es Gesottenes und Gebratenes im Sinne von ›es geht hoch her wie auf einem Fest‹ (vgl. Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg i. Breisgau 1992).

Versottet wiederum bezeichnet fachsprachlich, wenn etwas durch sich ablagernde Rauchrückstände verunreinigt ist, das kann zum Beispiel bei einem Kamin oder einem Motor der Fall sein. Umgangssprachlich würde man ganz einfach verrußt sagen. Sott ist eine Bezeichnung für Ruß, die ebenfalls auf mhd. sõt[e]/sõdem zurückgeht (vgl. Duden 2012), und damit schließt sich der Kreis.