Meldung vom 3. Juni 2014

Deutsch bei Musikern wieder »in«

Wer heute Radio hört, kann sich darüber wundern oder auch freuen, wie viele Titel mit deutschsprachigen Texten auf den verschiedensten Sendern gespielt werden. Helene Fischer, Cro oder Kollegah sprechen ein höchst unterschiedliches Publikum an. Gemeinsam ist ihnen nur die deutsche Sprache.

Notenblatt

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Brauchen wir eine Quote für Lieder mit deutschsprachigen Texten im Radio? Dieser Ansicht sind seit einigen Jahren viele, und zwar über alle politischen Lager hinweg. Einig sind sich darin zum Beispiel Erwin Huber von der CSU und Antje Vollmer von den Grünen, die ansonsten nicht sehr oft einer Meinung sind. Nur mit einer solchen Quote könne man deutsche Künstler vor der Übermacht des englischsprachigen Angebots retten, meinen auch manche Künstler wie Heinz Rudolf Kunze oder Reinhard Mey.

Trotz zahlreicher Befürworter gibt es diese Quote in Deutschland nicht – anders als in Frankreich –, aber ein Blick auf die momentane Musikszene zeigt: Lieder mit deutschen Texten gibt es auch ohne Quote heute immer mehr. Ja, es gab die Neue Deutsche Welle in den 80er-Jahren (zum Beispiel mit Texten wie »Da da da« von Trio, bei denen die Zuordnung zu einer Sprache etwas schwierig ist). Und es gab und gibt eine Reihe von Künstlern, die in unterschiedlichem Stil, aber mit beachtlichem Erfolg schon lange Lieder mit deutschen Texten singen, etwa Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer oder das »Urgestein« Udo Lindenberg.

In letzter Zeit hat sich das Spektrum jedoch beachtlich erweitert: Fans einer jüngeren volkstümlichen Musik erfreuen sich an Helene Fischer oder Beatrice Egli, die 2013 von RTL zum Superstar gekürt wurde. Xavier Naidoo oder der Graf von Unheilig wenden sich mit ihren deutschen Texten an Zuhörer, die eher tiefsinnige und melancholische Texte schätzen. Deutschen Rap bieten Bands wie Blumentopf oder als aktuelle Kultfigur Cro mit seiner berühmten Pandamaske. Die etwas härtere Variante des umstrittenen Gangsta-Rap, auch Straßen-Rap genannt, bedienen in deutscher Sprache ebenfalls höchst erfolgreich Bushido, Sido oder Kollegah.

Die genannten Künstler haben sicher wenig gemeinsam, was ihre Musik angeht. Zwei Dinge aber haben sie gemeinsam: ihre deutschen Texte und ihren Erfolg beim Publikum. Eine staatlich verordnete Quote haben sie nicht nötig, ebenso wenig wie die vielen jungen Künstler und Bands, die ebenfalls auf die deutsche Sprache setzen. »Bitte gib mir nur ein Wort«, sang Judith Holofernes mit ihrer Band Wir sind Helden im Jahr 2005. Im Jahr 2014 können wir feststellen: Die neue »Neue Deutsche Welle« gibt uns deutlich mehr als nur ein Wort.

Vertreterinnen und Vertreter der Medien, die Interviews führen möchten, melden sich bitte unter sekr@gfds.de oder Tel. 0611 999 55‐0 an.