Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2017

Die korrekte Worttrennung

[F] Immer wieder stolpere ich in Zeitungsartikeln über unverständliche und unlesbare Trennungen. Wie kommt es zu diesen willkürlich anmutenden Wortzerhackungen? Welche Regeln lassen sich zum Thema Worttrennung anführen?

Ab-fall-tren-nung. (CC-Lizenz)

[A] Das Thema der Worttrennung am Zeilenende ist kein leichtes, gibt es doch zahlreiche Regeln dazu. Als Grundregel für das Deutsche gilt die Trennung nach Sprechsilben, die sich durch langsames Vorlesen ergeben, z. B. Ken-ner, Ge-mü-se, Schrift-stel-ler. Die Trennstelle stimmt dann mit der Silbengrenze überein (vgl. »Duden. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle«, Mannheim 2016). Doch nicht immer greift das Prinzip der Sprechsilben. So kann beispielsweise das Wort Abend nicht zerlegt werden, da ein einzelner Vokalbuchstabe weder am Wortanfang noch am Wortende abgetrennt werden kann (nicht: A-bend, Tau-e), auch wenn sich das Wort in Sprechsilben zerlegen lässt. Dies wurde zwar in der Neuregelung der Rechtschreibung 1996 zugelassen, jedoch in der Überarbeitung 2004/2006 wieder rückgängig gemacht, ist heute also nicht mehr erlaubt: Esel oder Adel stehen ungetrennt.

Einheitsbildende Buchstabenkombinationen wie die Diphthonge ai, ei, eu, Doppelvokale oder die Konsonantenkombinationen ch, ck, sch werden nicht getrennt, z. B. Eu-le, Aa-le, Be-cher, Zu-cker. In einigen Fällen gilt diese Regel auch für st, jedoch wird häufig zwischen st getrennt werden, z. B. Kis-te (nicht: Kist e, st stellt hier keine Einheit dar). Bei der Trennung von Wörtern mit mehreren Konsonanten wird der letzte auf die nächste Zeile gesetzt, z. B. Städ-ter, ers-te, Schaff-ner. Bei den Konsonantenkombinationen bl, pl, gl, br, tr, gn etc. gibt es zwei Möglichkeiten der Trennung: Entweder die Trennung folgt der Regel, dass der letzte Konsonant auf die nächste Zeile gesetzt wird, oder die Konsonanten bleiben ungetrennt, z. B. Pu-bli-kum oder Pub-li-kum, Di-plom oder Dip-lom, Ma-gnet oder Mag-net.

Zusammengesetzte Wörter sind nach ihren Wortbildungsbestandteilen zu trennen, z. B. Diens-tag, Schiff-fahrt, ab-tre-ten. Sind die Wortbildungsbestandteile nicht (mehr) erkennbar oder beim Sprechen nicht mehr gegenwärtig, kann entweder nach Sprechsilben oder nach den ursprünglichen morphologischen Bestandteilen getrennt werden, z. B. wa-rum oder war-um. Vor allem bei Fremdwörtern gibt es mehrere Trennmöglichkeiten bei zusammengesetzten Wörtern, die kaum noch als solche erkennbar sind, z. B. Päd-ago-ge oder Pä-da-go-ge. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Im Wort Biologin bildet das Präfix Bio- eine Einheit und darf nicht getrennt werden, eine Trennung ist nur wie folgt möglich: Bio-lo-gin.

Vermeiden sollte man Trennungen, die sinnentstellend oder stark lesehemmend wirken, auch wenn die Trennung an entsprechender Stelle dem Duden zufolge zulässig ist, z. B. Drucker-zeugnis statt besser Druck-erzeugnis (Druck-er-zeug-nis; es sei denn, natürlich, es ist nicht die gedruckte Publikation, sondern das Zeugnis des Druckers gemeint), bein-halten statt be-inhalten (be-in-hal-ten), Urin-stinkt statt Ur-instinkt (Ur-in-s-tinkt) oder Spargel-der statt Spar-gelder (Spar-gel-der).

Besondere Schwierigkeiten scheint die Trennung von geografischen Namen zu bereiten, sodass auch hier den Schreibenden viel Freiheit geboten wird, z. B. Turk-me-nis-tan oder Turk-me-ni-stan. Dem Sinn nach wäre die zweite Trennmöglichkeit zu wählen, da das Suffix stan auf Siedlungsgebiete mittelasiatischer Völker verweist, jedoch ist diese Bedeutung im deutschen Sprachraum nicht geläufig, sodass in diesen Fällen häufig nach Sprechsilben statt nach Wortbildungsbestandteilen getrennt wird, also Turk-me-nis-tan. Beide Varianten sind dem Duden zufolge korrekt. Generell sind im Duden alle Trennmöglichkeiten aufgeführt und die jeweils empfohlene Variante ist kenntlich hervorgehoben.