Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2016

entpören – Gibt es das?

[F] In einem Bericht las ich kürzlich: »Die Opposition kann sich also entpören.« Nun wundere ich mich über das Wort und frage mich, ob man es in diesem Satz so verwenden kann.

[A] Zur Beantwortung versuchen wir, die wichtigsten Punkte zu erklären: Das Wort empören hat bekanntermaßen die Bedeutung »jmd. in Entrüstung versetzen, erregen oder erzürnen, aber auch, sich auflehnen oder widersetzen« (vgl. »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«. Mannheim 2012; Joachim Heinrich Campe: »Wörterbuch der Deutschen Sprach«. Braunschweig 1807). Entpören wird heute, aus welchen Gründen auch immer, nur noch individuell verwendet. Weder im Duden noch im Brockhaus ist diese Form zu finden.

Die Vorsilbe ent- hat im Zusammenhang mit Verben verschiedene Funktionen. In diesem Falle, mit der Bildung entpören, drückt das Präfix ent- einen Gegensatz aus. Jedoch wäre das betreffende Verb dann pören, das es in der aktuellen deutschen Sprache nicht gibt. Bei Grimm findet sich ein Beleg für entpören: »entpören für empören, mit lerman war das Volk entpört« (H. Sachs I, 421; vgl. Jacob und Wilhelm Grimm: »Deutsches Wörterbuch«. Dritter Band. Leipzig 1854).

Also hat es das Wort entpören als Alternative für empören einmal gegeben, es hat sich aber im Wandel der Sprache nicht erhalten können.