Ausgabe: Der Sprachdienst 5/2010

Entstehung des Kaufmanns-Und bzw. Et-Zeichens (&)

[F] Woher stammt eigentlich die Brezelform des Kaufmanns-Und (&) und wie hat sich dessen Bedeutung entwickelt?

Links: Schottische Handschrift, 9. Jh.; rechts: karolingische Minuskel, 810 n. Chr.

Links: Schottische Handschrift, 9. Jh.; rechts: karolingische Minuskel, 810 n. Chr.

[A] Bei der Brezelform des &-Zeichens handelt es sich tatsächlich um eine »besonders innige« Verbindung der beiden Buchstaben e und t. So wird dieses Zeichen auch als »et« gelesen, was im Lateinischen ›und‹ bedeutet. Eine solche Buchstabenverbindung, in der Typographie Ligatur genannt, findet man in milderer Form auch etwa bei den Buchstabenfolgen fi und fl, bei denen ein Buchstabe in den anderen übergeht, sie einander berühren.

Zunächst wurde bei der Verbindung von e und t das geschwungene e in der Mitte durch einen horizontalen Strich mit dem t verbunden. Heute existieren viele verschiedene Formen des &-Zeichens, abhängig von der Schriftart und dem Schriftschnitt, in dem es gesetzt wird. So lassen einige Zeichen noch immer auf die einstige lose Verbindung von e und t schließen, bei anderen wiederum ist viel Fantasie gefragt, um ein e und ein t aus dem Zeichen herauszulesen, und oft ähnelt es eher einer »uninspirierten plumpen Brezel« (Robert Bringhurst, The Elements of Typographic Style, Vancouver 1993). Beim linken Teil des &-Zeichens handelt es sich um ein kleines oder ein großes e, das aus zwei Halbkreisen besteht und dessen auslaufender Strich entweder durch den vertikalen t-Strich durchbrochen oder den horizontalen T-Strich abgeschlossen wird. Die Entwicklung des Erscheinungsbildes dieses Zeichens beschreibt Jan Tschichold ausführlich in seinem Werk »Formenwandlung der et-Zeichen« (Frankfurt am Main 1953). Einen Eindruck der Vielfalt und Wandlungsfähigkeit des &-Zeichens vermitteln die abgebildeten Beispiele, die der Adobe-Internetseite entnommen sind. Auch auf der Seite Typefacts finden sich viele weitere Varianten und Entwicklungsstufen des Zeichens.

Ursprünglich ist die Verbindung von e und t das Ergebnis einer schnellen Schreibweise. Erste Belege für ein &-Zeichen stammen bereits aus dem Jahr 79 n. Chr., wo in einer schnell hingekratzten Inschrift ein Vorläufer des heutigen &-Zeichens zu finden ist. Dies war für die römische Zeit ungewöhnlich, denn dieses Zeichen kam in der römischen Majuskelschrift (also einer Schrift, die nur aus Großbuchstaben bestand) nicht vor. Das Zeichen entwickelte sich erst in der Spätantike, und diese Entwicklung fand Ende des 8. Jahrhunderts ihren Abschluss: Damals kam die karolingische Minuskel auf, eine Schrift, aus der sich die heutigen Kleinbuchstaben entwickelten. Zu dieser Zeit wurde das & sehr häufig verwendet, nicht mehr nur in der Bedeutung von ›und‹, sondern auch innerhalb von Wörtern als Ersatz der Buchstabenfolge e und t: deb& (debet), &iam (etiam), l&tos (letos). Diese Verwendung sowie das Vorkommen des Zeichens & verlor sich ab dem 16. Jahrhundert in Deutschland, als sich die deutschen Frakturschriften herausbildeten, die trotz vieler Ligaturen innerhalb dieser Schriften dieses Zeichen nicht aufgriffen. Mit dem Aufkommen von Firmendoppelnamen wurde es im 19. Jahrhundert schließlich wieder in den allgemeinen Schriftgebrauch eingegliedert und fortan zur Verbindung zweier Firmennamen verwendet. Auch heute ist im Deutschen die Verwendung des &-Zeichens offiziell nur in Firmennamen gestattet, in Fließtexten darf es laut Rechtschreibregelung nicht verwendet werden. Dennoch findet das Zeichen gerade bei der typographischen Gestaltung und im Bereich des Schriftdesigns häufige und fantasievolle Verwendung. Anders ist dies im Englischen und im Französischen: Hier darf das & auch innerhalb von Texten ein »und« ersetzen. Dies mag damit zusammenhängen, dass das Zeichen im Englischen ursprünglich einen Platz im Alphabet hatte und – ähnlich den einbuchstabigen Wörtern I und a – noch immer als eigenständiges Wort aufgefasst wird.