GfdS: »Völkisch« ist rassistisch

AFD-Vorsitzende will Begriff rehabilitieren

Kommentar von Peter Schlobinski, Vorsitzender der GfdS

© Thomas Reimer | fotolia.com

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Für die AfD-Vorsitzende Frauke Petry scheint es ganz einfach mit dem Völkischen zu sein: Man müsse daran arbeiten, dass »dieser Begriff (völkisch, Anm. d. Red.) wieder positiv besetzt ist«, sagte Petry in einem Interview mit der Welt am Sonntag. Das Wort sei eine »unzulässige Verkürzung«, wenn gesagt werde, »›völkisch‹ ist rassistisch« und eigentlich nichts weiter als »ein zugehöriges Attribut« zum Wort Volk.

Kein Attribut zu Volk

Der Begriff völkisch ist kein Attribut zu Volk (= völkisches Volk), sondern ein von Volk abgeleitetes Adjektiv. Aber bedenklich ist die Leugnung der Semantik von völkisch und die Idee, mittels Umdeutung das Völkische rehabilitieren und auf die politische Agenda setzen zu können.

Der Begriff völkisch ist als Lehnübersetzung von lat. popularis im 15. Jahrhundert belegt. Aber erst seit der Reichsgründung 1871 kam das Wort als Konkurrenz zu national auf und setzte sich mit dem Aufkommen der Völkischen Bewegung, deren Ziel eine ethnisch und kulturell homogene Nation war, immer mehr durch.

Wesentlicher Bestandteil der völkischen Ideologie war das Rassendogma, das dann auch im Nationalsozialismus in der Doktrin einer »völkischen Weltanschauung« niederschlug, wenn Hitler selbst auch »die Sammel­be­zeich­nung völkisch« ablehnte.

Chauvinistisch, rassistisch, demagogisch

Der Begriff völkisch ist eine »in chauvinistischer, rassistischer und demagogischer Absicht verwendete Kennzeichnung der Zugehörigkeit zur sogenannten deutschen Volksgemeinschaft, der Bindung an die nationalsozialistische Ideologie« (DWDS) und nach DUDEN bezeichnet völkisch »(in der rassistischen Ideologie des Nationalsozialismus) ein Volk als vermeintliche Rasse betreffend; zum Volk als vermeintliche Rasse gehörend«.

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Lesen Sie auch zum Thema das Essay »Wider die Rechtsradikalisierung im Sprachgebrauch« von Peter Schlobinski auf mediensprache.net.

Die Konjunktur des Völkischen begegnet einem jenseits von Pegida, Teilen der AfD und rechtsextremistischen Milieus in Jugendmusikkulturen, Fantasie-Welten und sozialen Medien, und der Begriff völkisch ist in Teilen der Gesellschaft nicht mehr verpönt, sondern en vogue.

Die Semantik von völkisch ist nicht nur negativ konnotiert, sondern geht weit über eine rein deskriptive Bedeutung eines von Volk abgeleiteten Adjektivs hinaus. Und »dass es bei der Ächtung des Begriffes ›völkisch‹ nicht bleibt, sondern der negative Beigeschmack auf das Wort ›Volk‹ ausgedehnt wird« (Frauke Petry) ist nur insofern zutreffend, wenn unter Volk nicht Staatsvolk, sondern eine durch Rasse und Boden naturhaft geprägte Gemeinschaft verstanden wird.

Quellen