Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2015

Herkunft und Bedeutung von ein P vorsetzen/vorschreiben

[F] Ein norddeutscher Kollege sagte kürzlich: »Da wird der ganzen Sache ein P vorgesetzt.« Das bedeutete offenbar, dass man eine Sache beenden bzw. stoppen werde. Ich habe diesen Ausdruck noch nie gehört. Ist er vielleicht in Norddeutschland geläufig?

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[A] Bei der Redewendung ein (großes) P vorsetzen/vorschreiben handelt es sich nicht um eine regionale oder dialektale Wendung, sondern vielmehr um eine schon sehr alte, wenngleich selten zu hörende Redensart, die nach Heinz Küpper, »Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Stuttgart 1982, seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich ist, ihren Ursprung jedoch viel früher hatte. Ein (großes) P vorsetzen/vorschreiben bedeutet heutzutage, etwas zu verbieten, zu verhindern, eine Sache zu unterbinden. Sie rührt aus den Zeiten der Pestepidemien: Damals hat man ein großes P an die Haustür von Pestkranken geschrieben, um vor dem Betreten des Hauses zu warnen bzw. das Betreten durch Nichtinfizierte zu verhindern. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dies laut Albert Richter, »Deutsche Redensarten«, Leipzig 1910, in Berlin bei Pockenerkrankungen praktiziert.