Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2015

Woher kommt das Wort entzückend und was bedeutet es?

Entzückend – nicht wahr? CC-Lizenz

[F] Woher stammt das Wort entzückend? Hat es was mit dem Zucken oder auch dem Zucker zu tun und gibt es auch das Gegenteil zückend?

[A] Das Wort entzückend geht auf die Verben zucken (zücken) zurück, die sich wiederum auf die mittelhochdeutschen Verben zücken, zucken, althochdeutsch zucken, zukken und mittelniederdeutsch tucken zurückführen lassen, mit der Bedeutung ›heftig ziehen‹. Daraus bildeten sich dann mit entsprechender Präfigierung die mittelhochdeutschen Verben en(t)zücken und verzücken, mit der eigentlichen Bedeutung ›wegziehen, wegreißen‹ oder auch ›eilig wegnehmen, rauben‹ (vgl. Duden. Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache, 3. Aufl., Mannheim u. a. 2001; sowie Kluge, Friedrich u. Seebold, Elmar: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 25. durchgesehene und erweiterte Auflage, Berlin/Boston 2011; heute in umgekehrter Bedeutung von ›hervorholen‹ z. B. die Brieftasche zücken). Beiden Quellen zufolge wurden diese Verben in der mittelalterlichen Mystik für eine andächtige geistige Entrückung (Ekstase) gebraucht.

Während diese Bedeutung in verzücken und verzückt erhalten blieb, erlebte entzücken eine Bedeutungsübertragung – zunächst auf die Liebe im Sinne von ›jemanden entzücken‹ – und verblasste im Weiteren zu einem allgemeinen Ausdruck für ›jemanden erfreuen‹.

Es besteht also eine enge Verbindung zum Zucken, jedoch nicht zum Zucker. Besonders wird das Partizip entzückend als Adjektiv verwendet. Ein Partizip lässt sich, wie prinzipiell von allen Verben, ebenfalls von zücken bilden: zückend; ein adjektivischer Gebrauch ist hier jedoch nicht sinnvoll.