Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2014

Bedeutung von schmökern

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[F] In einer Quiz-Show beabsichtigen wir, folgende Frage zu stellen: Worauf bezieht sich das Wort schmökern ursprünglich?

A) dicke Bücher schnell lesen
B) seltsamer Geruch alter Bücher
C) belesene Menschen
D) schlechte Bücher verbrennen.

Laut Duden würde Antwort D) als richtig gelten, da sich das Wort aus der Studentensprache entwickelt haben soll. Nun wurde aber eine weitere Quelle gefunden, in der von »verräuchertem Druckwerk« in Verbindung mit »Schmöker« gesprochen wird. Demnach käme auch Antwort B) in Frage. Ich befinde mich jetzt in dem Dilemma, dass ich nicht beurteilen kann, welche Quelle die richtige Antwort bringt.

[A] Wir haben ab und an mit derartigen Zweifelsfällen bei Quizfragen zu tun. Für den Verlauf einer Sendung ist eine eindeutige Aussage wichtig. Dabei sollte man vom aktuellen Sprachstand ausgehen, denn alle (soliden) Wörterbücher haben ihre Berechtigung und ergänzen sich häufig mit verschiedenen Sichtweisen und Vermutungen über die Herkunft von Bedeutungen.

Seinen Ursprung hat das Verb schmökern in dem Substantiv Schmöker, dessen Wortherkunft im Duden Herkunftswörterbuch (Band 7, 2007, S. 730) gefasst wird als umgangssprachlich »ursprünglich studentensprachliche Bezeichnung für ein altes, minderwertiges Buch«, die zuerst im 18. Jahrhundert als Schmöker, Schmöcher, Schmaucher auftritt. »Sie gehört zum niederdeutschen Wort smöken rauchen (schmauchen)« und meint eigentlich wohl ein altes Buch, das der Student zum »Schmauchen benutzte, indem er sich einen Fidibus [= einen Papierstreifen] herausriss, um die Pfeife anzustecken«. Insofern ist der Antwortvorschlag D) schlechte Bücher verbrennen, der richtige, auch wenn das nur seitenweise geschieht. Unter dem Stichwort Schmöker findet sich im Grimm‘schen Wörterbuch (Band 9, 1899, S. 1105) die Eintragung: »verächtlich für ein altes buch; übertragung des niederd. smöker, schmaucher, tabakraucher auf ein verräuchertes druckwerk, wol zunächst in studentischen kreisen«.

Die beiden Herkunftsbelege gehen also in dieselbe Richtung, nämlich das »Schmauchen/Schmökern mit herausgerissenen und verbrannten Buchseiten«. Der Antwortvorschlag B) könnte aufgrund der Formulierung »seltsamer Geruch alter Bücher« aber in die Irre führen und sollte deshalb etwas umformuliert werden.