Ausgabe: Der Sprachdienst 2/2011

Indirekte Rede

[F] In der Zeitung lese ich häufig Sätze wie »Laut xy ist die Zahl der Arbeitslosen zurückgegangen«. Ist das nicht eine Äußerung in der indirekten Rede und müsste es deshalb nicht »sei zurückgegangen« heißen?

© CC-Lizenz

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[A] Bei der indirekten Rede handelt es sich um die nichtwörtliche Wiedergabe einer Aussage, eines Gedankens, einer Überlegung oder Ähnlichem. Dabei wird das tatsächlich Gesagte nicht unmittelbar geäußert, sondern von einem anderen Sprecher wiedergegeben. Ein Beispiel: Der Minister sagte: »Für Sparmaßnahmen sehe ich derzeit keinen Anlass.« Indirekte Rede: Der Minister sagte, dass er für Sparmaßnahmen derzeit keinen Anlass sehe.

Die indirekte Rede setzt sich formal aus Hauptsatz (Redeeinleitung) und Nebensatz (Rede) zusammen. Der Nebensatz ist dabei in der Regel von einem Verb des Sagens und Denkens in der Redeeinleitung abhängig, wie z. B. erklären, meinen, glauben, äußern, mitteilen. Durch die Verwendung des Konjunktivs in der indirekten Rede hat der Sprecher die Möglichkeit, seine Distanz zum Wiedergegebenen auszudrücken. Die Sprecherhaltung unterscheidet sich also in Sätzen wie Er versicherte, dass er das Buch gelesen hat und Er versicherte, dass er das Buch gelesen habe: Verwendet der Sprecher den Konjunktiv, so lässt er offen, ob er die Aussage über das Lesen des Buches für wahr oder unwahr hält, verwendet er den Indikativ, so ist er von der Richtigkeit der Aussage überzeugt.

Anders verhält es sich nun mit Redewiedergaben, die nicht als Redeeinleitung und Rede in einer Hauptsatz-/Nebensatzkonstruktion auftreten, sondern die eine präpositionale Quellenangabe wie z. B. laut, zufolge oder nach enthalten: Dem Wetterbericht zufolge soll es heute noch regnen. Nach neuesten Meldungen drohen neue Streiks. Diese Konkurrenzformen der indirekten Rede hört und liest man häufig in Nachrichten oder Zeitungsartikeln, und zum Teil wird hier auch der Konjunktiv gebraucht. In der Fachliteratur besteht aber die Ansicht, dass bei dieser Konkurrenzform der Sprecher lediglich übermittelt, was ein Dritter gesagt hat. Er gibt tatsächlich Geäußertes wieder und bringt nicht seine Haltung zum Gesagten ein. Hierbei handelt es sich formal wie inhaltlich nicht um indirekte Rede, und deshalb ist in Sätzen, die eine präpositionale Quellenangabe verwenden, der Indikativ die zu wählende Form (vgl. Laila Carlsen: Redewiedergebende Sätze mit präpositionalen Quellenangaben. In: Neuphilologische Mitteilungen 95 (1994), S. 467–492; Duden Richtiges und gutes Deutsch, Mannheim 2007, S. 472).