Information

Wir leben in einer Informationsgesellschaft, was bedeutet, dass uns Tag und Nacht über alle möglichen Kanäle Informationen über Gott und die Welt zur Verfügung gestellt werden. Alle Anbieter von Informationen haben angesichts der Überfülle das Problem, mit ihren Informationen Aufmerksamkeit zu wecken und ein Publikum zu erreichen.

Das funktioniert je nach Medium und Anbieter ganz unterschiedlich. So haben Überschriften bei Meldungen von Nachrichtenagenturen eine hauptsächlich informierende Funktion, mit wenig Streben nach Originalität (Typ: »Hamburg: Wohnhaus ausgebrannt« oder »Grammys in Los Angeles verliehen«). Oberstes Gebot ist dabei die Kürze, zumal für die Videotextredaktionen von Fernsehsendern, die für jede Nachricht in einer Liste nur eine bestimmte Anzahl Zeichen zur Verfügung haben.

Hin und wieder finden sich im Videotext der Fernsehsender allerdings auch Überschriften, die Zweifel daran aufkommen lassen, ob Kürze wirklich die einzige zu befolgende Maxime darstellt. So meldete der Nachrichtensender n-tv unlängst bei seiner Zusammenstellung von Nachrichten aus der Rubrik Politik Folgendes: »Keine Änderungen geplant«. Kurz ist das, aber ist es geeignet, bei irgendjemandem Aufmerksamkeit oder Interesse zu wecken?

Kein Mensch kann bei dieser Überschrift auch nur erahnen, worum es in der betreffenden Nachricht geht. Bestenfalls kann vermutet werden, worum es nicht geht: Beträfe es eine Regeländerung beim Fußball, fände man die Überschrift wohl eher bei den Sportnachrichten. Aber Politik ist nun wahrlich ein weites Feld, und »keine Änderungen« kann es schließlich überall geben. Eine Nachricht mit dieser Überschrift könnte sich auf den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr genau so beziehen wie auf die Diskussion über die Höhe des Kindergeldes oder die Versorgung der Versicherten durch die gesetzlichen Krankenkassen.

Wer also diesen Titel liest, kann keinerlei Hinweise darauf entdecken, ob ihn oder sie der Inhalt der Nachricht interessieren könnte. Damit erfüllt der Titel eindeutig seinen Sinn nicht, auch wenn er durch seine Knappheit sozusagen die formale Qualifikation für eine Überschrift besteht. Dabei kann es ganz unterschiedlich sein, wie konkret solche Hinweise sein müssen.

Am gleichen Tag war eine Überschrift in der Rubrik Sport »Wichtiger Punkt gegen Korea«. Für viele Menschen dürfte das ähnlich schleierhaft sein wie »Keine Änderungen geplant«. In diesem Fall ist es aber so, dass Menschen mit dem geeigneten Kontextwissen durchaus verstehen können, was da gemeint ist. An dem betreffenden Wochenende spielte das deutsche Davis-Cup-Team gegen das Team von Korea, und eines der Tennisspiele hat Deutschland gewonnen und so einen Punkt gemacht. Wer sich also für Tennis interessiert, bekommt durch die Überschrift ganz pointiert eine wesentliche Information. Denjenigen, die sich ohnehin nicht dafür interessieren, dürfte es letztlich egal sein, auf welche Sportart sich die Meldung bezieht, was die Überschrift ja verschweigt.

Somit besteht zwischen den beiden Überschriften ein großer Unterschied, denn bei »Keine Änderungen geplant« bleibt sämtlichen Leserinnen und Lesern nur das Stochern im Nebel.

Fazit: Kurz sollten Überschriften schon sein, aber darüber darf man den Informationswert und die Prägnanz nicht vollständig aus den Augen verlieren.

Nicola Frank