Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2013

Verwendung von Mama

[F] Ich beobachte immer häufiger, dass in den Medien das Wort Mama verwendet wird, wo m. E. Mutter angemessener ist. So schrieb z. B. eine Redakteurin in einer regionalen Tageszeitung, dass sie aus der »Mama-Zeit« zurück ist. Carmen Nebel sprach am Muttertag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen alle »Mamas« an. Für mich ist Mama ein Kosename. Und Kosenamen verwendet man nicht in der Öffentlichkeit und lässt sich von Fremden auch nicht so ansprechen. Mir scheint, die skizzierte Verwendung von Mama ist von oben gesteuert und so gewollt. Wie sehen Sie diesen Trend?

[A] Wie Sie kenne ich Mama als Anredeform im Gespräch mit der Mutter, während ich das Wort Mutter verwenden würde, wenn ich mit Dritten über meine Mutter spreche. Wenn ein fremder Erwachsener sagt: »Meine Mama hat gesagt …«, wirkt das auf mich eigenartig, weil ich dies mit Kindersprache assoziiere, denn Kinder differenzieren ja zunächst noch nicht zwischen der Verwendung von Mama und Mutter.

Nach dem Duden-Herkunftswörterbuch (Mannheim 2007) ist Mama die familiäre Bezeichnung, während Mutter die Verwandtschaftsbezeichnung darstellt:

»Mama: Die familiäre Bezeichnung für ›Mutter‹ wurde im 17. Jh. aus gleichbed. frz. maman entlehnt. Das Wort entstammt der kindlichen Lallsprache und ist elementarverwandt z. B. mit lat. mamma ›Mutterbrust; Amme; [Groß]mutter‹ und griech. mámma ›Mutter[brust]‹, ferner mit mhd. memme, mamme ›Mutterbrust; Mutter‹. Letzteres lebt einerseits fort in der landsch. Bezeichnung Mamme ›Mutter‹, andererseits in dem Schimpfwort Memme

»Mutter: Die altgerm. Verwandtschaftsbezeichnung mdh., ahd. muoter, niederl. moeder, engl. mother, schwed. moder beruht mit Entsprechungen in den meisten anderen indogermanischen Sprachen auf idg. mātér […]. Der alte idg. Verwandtschaftsname […] ist eine Bildung zu dem Lallwort der Kindersprache *mˇā[ma]

Wie kann man nun die von Ihnen beobachtete Sprachverwendung interpretieren? Mir scheint, es handelt sich um einen Versuch, Nähe herzustellen, was aber in offiziellen Kontexten kindlich und damit befremdlich wirken kann. Ich habe nicht den Eindruck, dass dies »von oben gesteuert« ist, sondern dass es vielmehr dem Bemühen geschuldet ist, besonders persönlich wirken zu wollen. Ob sich diese Verwendung von Mama durchsetzt und die familiäre Bezeichnung in anderen Kontexten üblich wird, wird die Sprachgemeinschaft entscheiden (durch Übernahme oder Ablehnung dieser Sprechweise).