Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2009

Warum wird die Pfingstrose auch Pumpelrose genannt?

[F] Meine Freunde bezeichnen die mir als Pfingstrose bekannte Blume als Pumpelrose. Sagt Ihnen das etwas?

© CC-Lizenz

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[A] Der Gebrauch scheint auf das sächsische und schlesische Sprachgebiet beschränkt zu sein. Daher ist es eines der typischen Dialektwörter, die eine gewisse Heimatverbundenheit erzeugen, besonders wenn sie dialektal – wie in dem Falle – als [bumblrose] ausgesprochen werden. Wer aus den genannten Regionen kommt, dem dürfte das Wort etwas sagen; allzu abwegig oder gar eine (neue) Einmalbildung ist es aber auf keinen Fall.

Die Pumpelrose ist ein historisch relativ gut belegtes Substantiv, das bereits im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm (Leipzig, 1889) auftaucht. Dort wird im Band 7, Seite 2228 folgender Beleg angegeben: »und wie ’ne pumpelrose warn ihre wangen roth.« Diese Zeile stammt aus einem schlesischen Volkslied und wurde ursprünglich 1813 gesammelt.

Darüber hinaus wird Pumpelrose im Wörterbuch der obersächsischen Mundarten (Leipzig, 1994) als in den Gebieten Lausitz und Ostmeißen gebräuchlich beschrieben. Dort findet man im Band 3, Seite 411 den Ausspruch: »Du gliehst wie ne Pumpelrose« für »Du bist ganz rot im Gesicht«.

Abgesehen davon gibt es laut diesem Wörterbuch auch noch das Wort Pumpelblume für ›Löwenzahn‹. Neben der Pumpelrose sind für das Gewächs, was fachsprachlich und in vielen anderen Sprachen übrigens Paeonia, Päonie oder Pionie heißt, auch die Bezeichnungen Ball-, Bauschel-, Essig-, Kirchen-, Knopf-, Pfund- oder Spreurose in einigen Landstrichen anzutreffen.

Interessant scheint neben der Gattungsbezeichnung Blume bzw. Rose, woher der Bestandteil Pumpel kommt bzw. wie er gedeutet werden kann. In überregionalen Wörterbüchern der Standardsprache findet sich dazu kaum etwas; lediglich der Pümpel als (norddeutsche) Bezeichnung für die Saugglocke in der Medizintechnik könnte mit seiner kreisrunden Gestalt Hinweise zum Benennungsmotiv geben. Dieses wird etymologisch gestützt mit Pummel/Pumpel für etwas ›Dickes, Rundes‹ (etwa bei Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin u. a., 2003, S. 729) oder dialektal-umgangssprachlich im genannten Wörterbuch der obersächsischen Mundarten mit pumpelig für ›zu weit, dicklich und deshalb ein bisschen träge …‹ und mit Pumpelchen als ›kleine, kugelige Frucht der wild wachsenden Pflaume‹ (S. 411) – insgesamt ist die Pumpelrose in diesem Umfeld wohl eine treffliche Beschreibung für diese Blume.