Ausgabe: Der Sprachdienst 3–4/2011

Kasus nach sich sehen als

[F] In einem Leitartikel der Süddeutschen Zeitung (SZ) heißt es: »Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sieht sich gern als gelassener, abgeklärter Staatenlenker.« Ist das grammatikalisch korrekt? Ich meine, es müsste als gelassenen, abgeklärten Staatenlenker heißen.

[A] In dieser Frage der grammatischen Kongruenz, also der grammatisch-formalen Abstimmung der verschiedenen Satzglieder im Kasus, haben sowohl der Leitartikler der SZ als auch Sie Recht. Im Falle des reflexiven Verbs sich sehen als kann der folgende Nominalausdruck nämlich zum einen auf das Subjekt bezogen werden, in diesem Fall also auf Herrn Seehofer. Er steht dann – wie in dem von Ihnen zitierten Satz – im Nominativ.

Er lässt sich zum anderen aber auch auf das Reflexivpronomen sich beziehen, dann wird er in den Akkusativ gesetzt, wie Sie es als sprachlich korrekt empfinden. Mit der Satzkonstruktion in ihrem Leitartikel liegt die SZ allerdings durchaus im Trend, denn laut Duden, Richtiges und gutes Deutsch, wird der Nominalausdruck nach sich sehen als heute am häufigsten in grammatische Kongruenz zum Subjekt gesetzt.