Ausgabe: Der Sprachdienst 3–4/2012

Kaffee to go – auch zum Mitnehmen

[F] Ist das nicht schlimm, dass man überall nur To go anstelle von Zum Mitnehmen oder so etwas liest? Wie kommt das zustande?

@ CC-Lizenz

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[A] Schlimm auf keinen Fall, ob es gefällt, ist eine andere Frage. Allerdings ist bei aufgenommenem Wortschatz aus fremden Sprachen immer zu fragen, ob und wie er verstanden bzw. missverstanden wird und von Nutzern dann umgedeutet und mit leichten Bedeutungsveränderungen vorkommt.

Neue Bezeichnungen werden immer dann gebraucht, wenn neue Phänomene in den Kulturkreis dringen. So ist die zugrunde liegende Handlung des »Mitnehmens und Trinkens außerhalb der Lokalität« vor ca. 10 Jahren im deutschen Sprachraum vom Kaffee (und anderen Heißgetränken) ausgegangen und hat sich seither auf andere Lebens- und Genussmittel und Getränke ausgeweitet.

Einschlägige Wörterbücher zur Gegenwartssprache helfen hier recht wenig weiter – wie eine kurze Recherche zeigte –, denn vielerorts wird to go aufgrund des Wortcharakters und der Neuheit im Gebrauch oder der eher lapidaren »Nebenbei-Erwähnung« kaum verzeichnet. Erst in der 25. Auflage des Dudens (Mannheim 2009, S. 1065) findet sich »to go (engl.) – zum Mitnehmen, Pizza to go«.

Mit dieser Verwendung gibt to go schon eine interessante Entwicklung preis. Im englischen Sprachraum ist es für alle beweglichen Güter wie to-go-ware für Wanderungen usw. weitaus länger und mit einem breiteren Anwendungsspektrum bekannt. Zunehmend findet das Wort weitere Verbreitung in unserer Gegend, was man an dementsprechenden Zusammensetzungen spürt – so gibt es beispielsweise den Coffee-to-go-Becher, die To-go-Boxen oder das To-go-Frühstück – oder daran, dass ein TO GO auf Tafeln quasi als Überschrift für alle mitzunehmenden Speisen und Getränke steht. Das Wort hat aufgrund der kurzen, griffigen Form, der verwendeten Vokale und der vermeintlichen »Weltoffenheit« etwas Anziehendes.

Als es ins Deutsche kam, wurde es zwar verstanden, aber schwer direkt übersetzt und führte aus humorvollen Gründen oder aus Unkenntnis mitunter zu Anspielungen. So wurde gefragt, ob ein »coffee to go« nicht eben doch aus Togo komme – zumal es sich ja hier wirklich um ein Kaffee-Anbauland handelt. Togo als Staat in Westafrika oder vielleicht auch nur das Exotische schwingt unter Umständen mit, denn die englische Wendung passt sich wie gesagt nicht so gut in den sprachlichen Kontext ein. Deren ursprüngliche Bedeutung verblasst in jenen Konstruktionen wie Togo-Kaffee, Togo-Bier und Togo-Pizza – dann auch meist auf der ersten Silbe betont. Völlig verschwunden oder nicht bewusst ist sie auf einem Schild: »Kaffee togo, auch zum Mitnehmen«.