Ausgabe: Der Sprachdienst 5/2011

Vorkommen ungewöhnlicher Ortsnamen

[F] Auf einer Fahrt von Freiburg in den Schwarzwald lasen wir das Bahnhofsschild »Aha«, was bei uns Heiterkeit auslöste und uns zur Frage brachte, ob es viele solch ungewöhnliche Ortsnamen im Deutschen gibt.

[A] Derlei gibt es viele, das sei schon einmal vorweggenommen. Und zwar sind sie gehäuft bei kleinen Orten anzutreffen wie z. B. Elend und Sorge im Harz oder Ochsenschenke, Poppendorf oder Kotzheim in Bayern. Aber auch größere Städte wie Darmstadt, Pforzheim oder Schweinfurt können eigenartige Assoziationen hervorrufen. Natürlich ist es von der Sprachkompetenz und den Sprachfähigkeiten Einzelner abhängig, etwas eigenartig, komisch oder lachhaft zu finden.

Was steckt nun hinter solchen merkwürdigen Ortsnamen? Oft halten die ersten Deutungsversuche bzw. Ahnungen einer sprachwissenschaftlichen Analyse nicht stand. Schaut man in entsprechender Literatur nach, ergeben sich interessante Erkenntnisse. Unter dem Titel »Die Wahrheit über Pumpernudel. 111 kuriose Ortsnamen in Bayern und was sie bedeuten« haben Susanne Franke und Stefan Hackl 2010 ein Buch (München) vorgelegt, in dem sie sich genau dieser Kuriositäten annehmen und Erklärungen für diese Toponyme, wie in der Sprachwissenschaft die Ortsnamen heißen, geben.

Für einen Ort »Aha« in Bayern gibt es da folgende Erklärung: Im Althochdeutschen war aha ein Wort mit den Bedeutungen ›fließendes Wasser, Wasserlauf, Fluss, Strom‹ (ebenda, S. 18), was sich später im Süddeutschen zum häufigen Flussnamen Ache entwickelt hat. Die Ortsbezeichnung hat mithin etwas mit der Landschaft und nicht etwas mit dem Aha-Erlebnis der Einwohner zu tun.

Auch wenn die fachlichen Erläuterungen mitunter gar nicht so spektakulär sind, ja dem Geahnten oft nicht entsprechend, ist dies nur eine Seite der Sprache, die von der Wirkung von Sprache – wie bei Ihnen beobachtet – nichts wegnimmt.