Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2016

Was ist eine Ellermutter?

[F] In einem Märchenbuch haben wir das Wort Ellermutter gelesen und können damit nichts anfangen. Hat das was mit dem Teufel zu tun?

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[A] Der Ausdruck Ellermutter tritt zusammen mit der verwandten Form Ellervater auf. Eller- ist eine mundartliche Form von Älter-, die den Komparativ von Alt- bildet.

Die beiden Teile -mutter und -vater lassen auf Verwandtschaftsbeziehungen schließen. Bei der Zusammensetzung Ellermutter handelt es sich um eine mundartliche Form der heute nicht mehr gebräuchlichen Ältermutter (vgl. J. und W. Grimm: »Deutsches Wörterbuch«. Leipzig 1854 ff.). Das Präfix Eller- ist in diesem Zusammenhang lediglich in wenigen Mundarten Deutschlands nachzuweisen, so z. B. in der Mecklenburg-Vorpommerns (vgl. Richard Wossidlo/Hermann Teuchert: »Mecklenburgisches Wörterbuch«. Neumünster 1957) und im oberhessischen Dialekt (vgl. Wilhelm Crecelius: »Oberhessisches Wörterbuch«. Darmstadt 1897).

Heute wird die Ellermutter als Großmutter bezeichnet. Allerdings lässt sich Ellermutter auch als Urgroßmutter nachweisen (vgl. J. und W. Grimm: »Deutsches Wörterbuch«). Die Uneinigkeit in Bezug auf eine groß- oder urgroßmütterliche Referentin ist auf die Steigerungsform Älter- zurückzuführen. »Altmutter und Altvater bedeuten in Oberdeutschland die Großmutter und den Großvater, und daher kommt es, daß man deren Ältern wieder im Komparativo Ältermutter und Ältervater nennt.« (J. C. Adelung: »Wörterbuch der hochdeutschen Mundart«. Wien 1807) Hätte ein Kind der entsprechenden Mundart demnach seine Verwandtschaftsbeziehungen mütterlicherseits aufgezählt, hätte es geheißen: Mutter – Altmutter – Ältermutter oder Ellermutter.

Neben der Bezeichnung für die Großmutter oder Urgroßmutter hat Ellermutter laut unserer aktuellen Quellenlage keine weiteren Bedeutungsvarianten, sodass sich dieser Begriff entgegen Ihrer Vermutung – zumindest objektiv – nicht mit dem Teufel in Verbindung bringen lässt.