Ausgabe: Der Sprachdienst, 2/2016

Woher kommt der Ausdruck Kaue?

[F] Lange Zeit habe ich in Schachtanlagen gearbeitet. Nach der Schicht ging es immer zum Waschen in die Kaue. Woher kommt dieser Ausdruck?

[A] Der Ausdruck Kaue bezeichnet das Gebäude über der Schachtöffnung eines Bergwerks oder den Wasch- und Umkleideraum der Bergleute (vgl. »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, Mannheim 2012). Er soll sich vom mittelhochdeutschen Wort kouwe (›Schachthäuschen‹) abgeleitet haben und aus dem lateinischen cavea (›Umfriedung/Käfig‹) entlehnt worden sein (vgl. Kluge: »Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache«, Berlin/Boston 2011).

Allerdings bezweifeln bereits die Brüder Grimm diese Annahme, denn gegen diese Entwicklung spricht, dass die Entstehung aus dem Lateinischen unmöglich ist, da der Konsonant v nicht zum Vokal u werden konnte, sondern nur zu einem f (vgl. J. und W. Grimm: »Deutsches Wörterbuch«, Leipzig 1854). Somit wird der Ausdruck Kaue wohl einen deutschen Stamm besitzen.

Auch in spezifischen Wörterbüchern aus dem Bereich der Bergmannssprache wird Kaue von dem Stamm kab oder kaf abgleitet. Dieser ist weit verbreitet und verzweigt. So findet er sich neben dem lateinischen cavus (›hohl‹) und dem oben angeführten cavea auch in dem deutschen Koben, Käfig, Koje oder dem französischen cabane, cabinet (vgl. H. Veith: »Deutsches Bergwörterbuch«, Wiesbaden 1968). G. Körner (»Alterthum des böhmischen Bergwerks«, Schneeberg 1758) sieht des Weiteren einen Bezug zum Böhmischen. Nach Grimm (»Deutsches Wörterbuch«) ist aber auch eine Abwandlung aus dem schottischen Englisch denkbar: Hier existiert fachsprachlich das Wort cow für das Schachthäuschen über einer Kohlengrube.

Demnach ist – entgegen der Auskünfte geläufiger Wörterbücher – die Wortherkunft von Kaue aller Wahrscheinlichkeit nach nicht im Lateinischen zu suchen, sondern deutschstämmigen Ursprungs.