Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2016

Woher stammt der Ausdruck Ente für eine Falschmeldung in der Zeitung?

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Der Ausdruck Ente für eine Falschmeldung in der Zeitung hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Schon im 16. und 17. Jahrhundert wurde im Französischen das Wort canard ›Ente, Flugblatt, Falschmeldung‹ in der Redewendung vendre un canard à (la) moitié verwendet, die die Bedeutung ›lügen, täuschen, jemandem etwas weismachen‹ trägt (vgl. Lutz Röhrich, »Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Freiburg 1991): Wer eine halbe Ente für den Preis einer ganzen verkaufte, betrog.

Heinz Küpper verweist darüber hinaus schon auf die frühneuhochdeutsche Zeit, als eine blaue Ente bereits eine Lüge bezeichnete. Dies ging seiner Vermutung nach auf den Bericht eines Lügners zurück, der »blaue Enten gesehen haben wollte« (»Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Stuttgart 1982). Damit schließt er sich den Brüdern Grimm (»Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854 ff.) an, die ebenfalls auf eine blaue Ente als frühere Bezeichnung einer in der Zeitung abgedruckten Falschmeldung hinweisen. Sie allerdings gehen davon aus, dass hier auch die Bedeutung der Farbe blau, nämlich ›nebelhaft, nichtig‹ (»einem etwas blaues vormachen, blauen dunst machen bedeutet vorlügen«), eine Rolle spielt.

Röhrich gibt eine weitere Deutungsmöglichkeit an, indem er den Ausdruck Ente im Sinne von ›Lüge‹ zurückführt »auf den Vermerk n. t. (›non testatum‹), mit dem Zeitungsredaktionen unverbürgte Meldungen zu versehen pflegten, d. h., aus dem Satz: das ist eine n. t.-Meldung könnte durch Weglassen des Wortes Meldung durchaus die Kurzfassung das ist eine n. t. (sprich Ente) entstanden sein.«