Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2017

Woher stammt die Redewendung die sturen Hessen?

Nicht nur den Hessen wird Sturheit nachgesagt. CC-Lizenz

[F] Woher stammt die Redewendung die sturen Hessen? Ist Sturheit tatsächlich eine Charaktereigenschaft, die besonders diesem Völkchen nachzusagen ist?

[A] Es ist nicht abschließend geklärt, wo die Redewendung die sturen Hessen ihren Ursprung hat. Wir halten es für möglich, dass sie von dem Sprichwort ein blinder Hesse abgeleitet werden kann, das vermutlich seit dem 19. Jh. gebraucht wird, um einen geistesbeschränkten und schwachsinnigen Menschen zu beschreiben (vgl. Lutz Röhrich, »Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Freiburg 1991). Laut einer Stammessage soll einst ein Stammesahnherr der Hessen für das blindgeborene Junge eines Hundes oder einer Katze ausgegeben worden sein, woraus folgte, dass man den gesamten Stamm, die Hessen, als blinde Hunde oder blinde Hundehessen bezeichnete. Sowohl den Hessen als auch den Schwaben haftet schon seit dem 16. Jh. der Ruf an, geistig verblendet, d. h. blind zu sein und eine zähe Störrigkeit zu besitzen (vgl. J. u. W. Grimm, »Deutsches Wörterbuch«, Leipzig 1854 ff.). Aus dieser den Hessen nachgesagten Charaktereigenschaft leitete sich im Laufe der Zeit vermutlich die transparentere Redensart die sturen Hessen ab. Wir würden jedoch nicht so weit gehen, den Hessen im Allgemeinen eine Sturheit zu unterstellen – zumal durch Zu- und Wegzug eine große Fluktuation und »Vermischung« unter den Bundesländern entstanden ist.

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