26. Juni 2018

9. Metaphorische Spitznamen – Teil 3: Der Adel des Fußballs

CC-Lizenz

Eine dritte Kategorie der metaphorischen Spitznamen erschließt sich, wenn wir uns die Hierarchiestrukturen im Fußball verdeutlichen:

»Sportliche Hierarchien werden von vielen als notwendig begriffen, sind aber auch immer wieder Anlass zu internen Querelen unter den am Sportgeschehen Beteiligten und spiegeln sich in der Metaphorik ihrer Bezeichnungen wider. Im Fußball bildet die unzweifelhafte Spitze Kaiser Franz Beckenbauer, dem angesichts seiner souveränen Spielübersicht dieser Name schon von seinen Mitspielern beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft verliehen wurde, lange bevor er als Trainer und Sportfunktionär weitere Erfolge feiern konnte. Unterhalb dieser Ebene regiert mit König Otto Rehhagel ein Trainer, dessen fußballerische Qualitäten als Spieler eher bescheiden waren, der sich aber den metaphorischen Titel durch seine Leistungen als Trainer verdient hat, auf die er sich im Umgang mit seinen Spielern und insbesondere mit Journalisten häufig selbstbewusst beruft. Unterhalb dieser Ebene beginnt die eher humoristische, die kritisch-ironische Seite dieser Metaphorik, wenn mit dem Ausdruck Prinz Poldi auf die Herkunft des Spielers Lukas Podolski aus der Karnevalshochburg Köln verwiesen wird, was jedenfalls nicht als Anerkennung besonderer Leistungen missverstanden werden darf. Und die Bezeichnung Häuptling ondulierte Silberlocke, die dem früheren Bundestrainer Josef Derwall von seinem Kollegen Max Merkel verliehen wurde, war auch nicht würdigend gemeint.« (Küster 2009: 69–70)

Die weiteren bislang veröffentlichten Beiträge finden Sie auf dieser Seite.


Quelle:

Küster, Rainer (2009): Metaphern in der Sportsprache. In: Armin Burkhardt/Peter Schlobinski (Hgg.): Flickflack, Foul und Tsukahara. Der Sport und seine Sprache (= Duden, Thema Deutsch, Band 10). Dudenverlag, S. 60–79.