8. Dezember 2014
Sprachforscher: CSU-Forderung »absolut unrealistisch und nicht wünschenswert«
Lieber von Muttersprachlern Deutsch lernen
Die Forderung der CSU, Einwanderer nach Deutschland sollten »angehalten« oder zumindest »motiviert« werden, in der Familie deutsch zu sprechen, hält die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) für »in der Praxis absolut unrealistisch und auch nicht wünschenswert«. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht sei es zwar eine schöne Vorstellung, erklärt der Vorsitzende der GfdS, Prof. Dr. Dr. h. c. Armin Burkhardt: »In einem freien Land muss man auch frei entscheiden dürfen, welche Sprache man im privaten Raum spricht, also auch welche Gute-Nacht-Geschichten man vorliest. Migrantenfamilien sollen ja weder ihre Sprache noch ihre Kultur bei der Einreise beim deutschen Zoll abgeben.«
Darüber hinaus sprechen Migranten der ersten oder zweiten Generation oft kein einwandfreies Deutsch. Falsche grammatische Konstruktionen wie etwa ein fehlerhafter Artikelgebrauch führen dazu, dass die Sprache von ihren Kindern oder Enkelkindern falsch erlernt wird. Strukturen, die man von Anfang an falsch gelernt hat, können später nur mit Müh und Not korrigiert werden, erklärt die Geschäftsführerin der GfdS, Dr. Andrea-Eva Ewels. Deshalb sei es zu empfehlen, von ausgewiesenen Lehrkräften (etwa in der Schule oder im Kindergarten) die Sprache zu lernen. Wer Deutsch als Zweitsprache unterrichtet, muss über den natürlichen Erwerb des Deutschen bei mehrsprachigen Kindern Bescheid wissen.
Zudem solle man im Alltag »mutiger« sein, ergänzt Burkhardt, Gespräche mit Deutschsprachigen suchen und die deutsche Sprache auch dann sprechen, wenn man um seine Sprachdefizite weiß. Und die Deutschsprachigen seien aufgerufen, in der Kommunikation mit Nicht-Muttersprachlern mehr Geduld zu zeigen, um sie zu ermutigen.
Und außerdem: Würde die CSU ihre Forderung auch für deutsche Emigranten in anderen Ländern geltend machen?
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