Was bedeutet Woster bzw. wostern?
[F] Meine Großmutter hat immer so etwas Ähnliches gesagt wie Woster oder Wuster und wostern. Neulich kamen mir diese Wörter wieder in den Sinn und seitdem frage ich mich, was sie bedeuten und woher sie kommen. Finden Sie eine Spur ihrer Herkunft?
[A] Bei unserer Recherche sind wir auf die hessischen Ausdrücke Wuster und Woster für ›Schneetreiben‹ gestoßen. Im »Frankfurter Wörterbuch« (Band VI, Frankfurt am Main 1971) gibt es einen Eintrag zu Wuster, Wusterwetter. Dies ist eine Bezeichnung für Regen und Schneegestöber, wobei das Schneegestöber auch mit Regen vermischt ist. Der Ausdruck leitet sich vom althochdeutschen hwâs, wâs ab, welches ›scharf‹ bedeutet, und vom mittelhochdeutschen wâz, wâß für ›Sturm‹.
Im »Oberhessischen Wörterbuch« (Band II, I–Z, Darmstadt 1899) ist verzeichnet, dass sich vom Verb wosters (wôstern) das Wosterwetter ableitet. Wosters bedeutet ›wüten, besonders von Winden, die mit Regen- und Schneegestöber verbunden sind‹. Der Ausdruck wird in der Wetterau und im Vogelsberg verwendet und nur unpersönlich gebraucht: ›es wostert‹, ›das hat einmal gewostert!‹. Eine zweite Bedeutung von wostern ist mit ›unruhig umherziehen, laufen‹ vermerkt. Das Wosterwetter (wôsterwëarrer in der Wetterau) steht für ›stürmisches Wetter, wobei es schneit und regnet‹. In diesem Wörterbuch wird der Ausdruck ebenfalls vom mittelhochdeutschen wâz, waß für ›Sturm‹ abgeleitet, »woraus zunächst einmal wâßen und dann mit verstärkendem t und r wâstern wurde«.
Auch in dem Werk »Volkssprache und Wörterbuch von Nassau« (Wiesbaden 1891) findet sich ein Eintrag zu Wôst, Wôste, Duôft (Wehen), Wôster. Diese Ausdrücke haben zwei verschiedene Bedeutungen: zum einen ›Regenschauer, Hagelfall, Schneegestöber, von Wind begleitet‹ und zum anderen ›(west.) fig. beim Kartenspiel – »Dat git Wost«, ›ich fürchte, das Spiel zu verlieren‹. Darunter gibt es auch einen Eintrag zu wostig, wosten, wostern, wosen: mittelhochdeutsch wagewitere, wazgewittere, gewazgewiter für ›Unwetter, Sturm‹, woswitterig ›Unwetter erregend‹. Eigentlich ›scharfes Wetter‹, von was, althochdeutsch hwas für ›scharf‹.