Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2014

Was bedeutet eigentlich -leaks?

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[F] In letzter Zeit sind mir vermehrt Bildungen mit -leaks wie Wikileaks aufgefallen; woher kommen diese und kann man die Sache nicht mit einem deutschen Begriff ausdrücken?

[A] Eine Suche in Wörterbüchern – auch in jenen mit aktuellem Erscheinungsdatum wie in der 26. Auflage des »Rechtschreibdudens«, 2013, oder im »Wahrig, Wörterbuch der deutschen Sprache«, 2012 – ergab keine Befunde für die häufig zu lesende Zusammensetzung. Der Bestandteil Wiki ist seit 2009 bei »Duden« im Buch und online mit folgenden Bedeutungen verzeichnet: (1) Sammlung von Informationen und Beiträgen im Internet zu einem bestimmten Thema, die von den Nutzern selbst bearbeitet werden können, und (2) System zur einfachen Bearbeitung eines Wikis (1). Andere im Internet verfügbare Quellen geben zusätzlich den Ursprung mit Hawaiisch für wiki ›schnell‹ an, was den Umgang mit dem neuen Medium unterstreicht.

Zur Zusammensetzung Wikileaks führt die Übersetzung aus dem Englischen für leaks ›Lecks, Löcher, undichte Stellen‹. So kam das Wort vor einigen Jahren zu uns als Bezeichnung für die Enthüllungsplattform, auf der Dokumente anonym veröffentlicht werden, die eigentlich als geheim, vertraulich oder Verschlusssache gelten. Damit soll mit einer großen Anzahl von Dokumenten, die bis in die Millionen gehen können, das unehrenhafte oder unethische Verhalten der entsprechenden Personenkreise der Öffentlichkeit angezeigt werden, ohne – so zumindest der Wunsch der Initiatoren – dass ihr Absender zu ermitteln ist.

Genau diese Bedeutung liegt den für uns interessanten Reihenbildungen mit -leaks zugrunde: Vatileaks (für die geheimnisvollen, skandalösen Dinge im Vatikan), Rowlingleaks (Enthüllung eines Pseudonyms der Schriftstellerin) oder nur die Leaks als Möglichkeit der massenhaften Enthüllung in verschiedenen Bereichen. Für die Etablierung des Wortes sprechen außerdem Zusammensetzungen wie Wikileaks-Gründer oder Wikileaks-Partei.

Es bleibt abzuwarten, ob sich im Kontext neuer Enthüllungen das Wort weiter in unserer Sprache etabliert – als »willkommener« Anglizismus, für den es (noch) keine deutsche Entsprechung gibt.