25.11.2014
18:00 Uhr
Universtät Greifswald, Institut für Philologie
Zweigvorsitzende: Dr. Pavla Schäfer, E-Mail: pavla.schaefer@uni-greifswald.de
In diesem Vortrag steht die politische Kommunikation, genauer: die Sprache von Politikern im Vordergrund. Anhand von Beispielen wird aufgezeigt, inwieweit Ansehensverluste und die häufig beklagte Politikverdrossenheit auch durch das sprachliche Verhalten von Politikern befördert werden. Es stellt sich weiterhin die Frage, welche Strategien dem politischen Sprachgebrauch zugrunde liegen und wie diese Strategien zu bewerten sind. Dabei zeigt sich, dass die in den Medien häufig anzutreffende Kritik an der Verwendung einzelner Ausdrücke dem komplexen Phänomen des politischen Sprachgebrauchs nicht gerecht werden kann. Dies soll exemplarisch an der Debatte um das kommunikative Verhalten des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff erläutert werden. Wulff selbst hat dazu mehrfach öffentlich Stellung bezogen, u.a. in einem SPIEGEL-Interview und zuletzt in seinem vor wenigen Monaten erschienenen Buch „Ganz oben – ganz unten“. Dieses Buch Wulffs gibt nicht nur interessante Einblicke in das Selbstverständnis des ehemaligen Bundespräsidenten und seine kommunikationsethischen Maximen. Es steht darüber hinaus in einer Reihe autobiographischer Schriften zurückgetretener Politiker, die vorrangig einem Ziel dienen sollen: der Legitimation der eigenen Handlungsweise.
Univ.-Prof. Dr. phil. Thomas Niehr ist Professor für Germanistische Sprachwissenschaft am Institut für Sprach- und Kommuni¬kationswissenschaft der RWTH Aachen. Seine Forschungs¬schwerpunkte sind Argumentationsanalyse, Diskursanalyse, Öffentlicher Sprachgebrauch (u.a. Sprache der Politik) und Sprachkritik. Im Jahre 2014 veröffentlichte er die Einführung in die Politolinguistik, womit er dieses Forschungs¬gebiet als eine neue linguistische Teildisziplin sichtbar machte. Er ist Vorsitzende des GfdS-Zweigvereins Aachen.