Gendern wird nichts ändern

Buchinfo
Alexander Glück
Gendern wird nichts ändern.
Fünfzig wertschätzende Argumente gegen die gewaltsame Deformierung unserer Sprache
gebunden, 70 Seiten
ISBN: 978-3-85450-144-2
Verlag Der Apfel
Gendersprache gehört abgeschafft – weil sie frauenfeindlich ist! Sie ist sexistisch, weil sie Frauen aufgrund biologischer Unterschiede betont. Eine rein ideologische, strikt auf die frauenspezifische Perspektive pochende Sicht auf die Dinge ist unsolidarisch, ungerecht, überholt und wirklichkeitsfern. In ihrer Ausgestaltung läuft sie oft auf die Überhöhung und Verklärung des Männlichen hinaus. Das angeblich »wertschätzende« feministische Sprachdesign macht das Männliche zum Bezugspunkt und damit den Mann zum Maß aller Dinge, nicht nur mit der falschen Behauptung, die Sprache sei männlich dominiert und Frauen kämen in ihr nicht vor. In diesem Buch finden Sie fünfzig wirklich gute Argumente gegen die Gendersprache, mit denen Sie die ewigen Hinweise auf Sensibilität und Inklusion schnell und erfolgreich kontern können. Denn Gendersprache ist arrogant und destruktiv, sie spaltet die Gesellschaft und bringt dabei den Frauen am wenigsten.
Alexander Glücks Werk mit dem Untertitel Fünfzig wertschätzende Argumente gegen die gewaltsame Deformierung unserer Sprache ist ein tiefgehendes und provokatives Buch, das sich mutig und entschlossen mit der vielschichtigen und mitunter gefühlsbetont aufgeladenen Debatte rund um das Thema Gendern auseinandersetzt. Von der ersten Seite an wird klar, dass Glück eine Thematik aufgreift, die sowohl in der Gesellschaft als auch in den Medien auf höchst kontroverse Art und Weise diskutiert wird. Seine Einleitung verweist bereits auf die Schwierigkeiten, die ein objektiv geführter Meinungsaustausch über das Gendern mit sich bringt. Er zeigt, dass viele Debatten von Emotionen geprägt sind und dass es schwerfällt, ein rationales Fundament für Argumente zu finden, wenn die Fronten verhärtet sind.
Glück geht dabei akribisch und strukturiert vor und beweist, dass er keinesfalls nur emotional gegen das Gendern eingestellt ist, sondern sich intensiv und detailliert mit den unterschiedlichen Aspekten des Forschungsgegenstands auseinandergesetzt hat. Indem er seine Argumente in verschiedene Kategorien unterteilt – wie sprachliche, funktionale, politische, Gerechtigkeitsund gesellschaftliche Gründe – bietet er dem interessierten Leser eine klare Übersicht und ermöglicht folglich einen tiefen Einblick in die Komplexität des Themas.
Einer der herausragenden Aspekte des zu rezensierenden Buches ist Glücks Fähigkeit, die Sprache als Kernelement menschlicher Kommunikation und Kultur zu betrachten. Seine Argumentation fußt auf der keineswegs unbedeutenden Prämisse, dass Sprache nicht bloß ein neutrales Instrument ist, sondern engmaschig mit unserer Wahrnehmung und unserem Denken verknüpft ist. Durch das Einfügen moralischer Grundsätze in die Sprache, so Glücks Argument, werde diese nicht nur verändert, sondern deformiert. Dies ist ein starkes und einfühlsam vorgetragenes Argument, das tief in das Wesen der menschlichen Kommunikation vordringt. Es zwingt den Leser dazu, über die weitreichenden Folgen nachzudenken, die eine solche Veränderung der Sprache mit sich bringen könnte. Glück stellt fest: »Wer die Sprache beherrscht, der beherrscht das Denken.« Dieser Grundsatz verweist auf die Machtstrukturen, die durch sprachliche Manipulation aufgebaut werden können, und erinnert an dystopische Schauplätze, wie sie in George Orwells 1984 umrissen werden.
In diesem Kontext gelingt es Glück, das Thema Gendern auf keinen Fall nur als isoliertes linguistisches Phänomen darzustellen, sondern es in einen breiteren sozialen und politischen Kontext zu stellen. Dies wird besonders deutlich, wenn er auf die politische Instrumentalisierung der Sprache eingeht. Hier zeigt er eindringlich, dass das Gendern für ihn nicht nur eine Modeerscheinung ist, sondern eine bewusste, ideologisch motivierte Veränderung der Kommunikationsstrukturen, die das Potenzial hat, unsere Wahrnehmung von Realität zu beeinflussen. Seine Warnung vor einer »gewaltsamen Deformierung unserer Sprache« verdeutlicht seine Befürchtung, dass die Sprache als Instrument genutzt wird, um gesellschaftliche Verhältnisse der Macht zu zementieren.
Was dieses Buch jedoch außerordentlich lesenswert macht, ist die Art, wie Glück seine Argumente vorträgt. Trotz seiner klar abgesteckten und eindeutigen Positionierung gegen das Gendern bleibt er stets respektvoll und wertschätzend gegenüber denjenigen, die eine andere Ansicht vertreten. Er setzt sich mit den Argumenten der Befürworter des Genderns auseinander, ohne sie zu verurteilen, zu beleidigen oder lächerlich zu machen. Diese Haltung verleiht seinem Buch eine ansehnliche, weil zusätzliche Tiefe, die es von vielen anderen Beiträgen zur Debatte unterscheidet. Es ist kein wütender Angriff auf die »Gender-Agenda«, sondern ein durchdachter und kritischer Beitrag zu einer Diskussion, die leider allzu oft von Emotionen dominiert und geleitet wird.
Ein Kritikpunkt könnte darin bestehen, dass einige der von Glück kundgemachten Argumente umfangreich und theoretisch sind, was es schwierig macht, sie in einer hitzigen Debatte kurz und prägnant wiederzugeben. Trotzdem bietet das rezensierte Buch zahlreiche prägnante Sätze, die sich gut einprägen lassen und sich in Diskussionen als rhetorische Instrumente gekonnt einsetzen lassen. Aussagen wie »Das zentrale Programm des Genderns ist die Sprache mit Moral« oder »Gendersprache markiert den Menschen« fassen Glücks Position kurz und konzise zusammen und laden dazu ein, sie weiter zu diskutieren.
Am Ende bleibt das Gefühl, dass Glück ein bedeutsames und erforderliches Werk zu Papier gebracht hat, das einen wertvollen Beitrag zur Debatte um das Gendern leistet. Seine fundierten, wohlüberlegten und tiefgründigen Beweisgründe bieten einen bedeutsamen Gegenpol zu den oft emotional aufgeladenen Debatten, die das Thema in den Medien und in der Gesellschaft als tonangebend erscheinen lassen. Das zu besprechende Buch fordert den Leser dazu auf, über die Konsequenzen einer Veränderung der Sprache nachzudenken und sich auch die Frage zu stellen, ob wir bereit sind, die weitreichenden Implikationen dieser Veränderung anzunehmen und zu akzeptieren.
Zusammengefasst: Glück hat es geschafft, eine empathische und intellektuell anspruchsvolle Auseinandersetzung mit einem der kontroversesten Themen der Gegenwart zu verfassen. Dabei gelingt es ihm, sowohl die sprachlichen als auch die politischen und gesellschaftlichen Dimensionen des Genderns aufzuzeigen und die Leser zum Nachdenken anzuregen. Sein Buch ist eine Einladung zu einem tiefgründigen Nachdenken über die Rolle der Sprache in unserer Gesellschaft und darüber, wie wir in Zukunft diese Sprache gestalten wollen.
Andreas Raffeiner