Konrad Duden. Schreibe, wie Du sprichst

Anke Goldberg. Erfurt: Sutton Verlag 2007. 96 Seiten. ISBN 978-3-86680-093-9 (= Tempus Biografie). 14,90 €.

Er hat einen Bekanntheitsgrad, der seinesgleichen sucht: Der Duden ist in Deutschland heutzutage neun von zehn Bundesbürgern ein Begriff. Doch wer kennt »den Mann, der fast völlig hinter dem Werk verschwindet, das seinen Namen trägt« (Umschlagseite 4 des Covers) – Konrad Duden?

Die Autorin Anke Goldberg, als Studienrätin an der Konrad-Duden-Schule in Bad Hersfeld tätig, hat das Leben und Wirken Konrad Dudens höchst sorgfältig unter die Lupe genommen und berichtet in ihrer spannenden und sehr angenehm zu lesenden Biografie über den Mann, der mit seinem erstmals im Jahre 1880 veröffentlichten »Vollständigen Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache« (Bibliographisches Institut, Leipzig) eine normierte Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum – die Einheitsschreibung – herbeiführte.

Unter Berücksichtigung des bekannten Bandes »Konrad Duden. Leben und Werk« von Wolfgang Ullrich Wurzel Wolfgang Ullrich Wurzel: Konrad Duden Leben und Werk. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag, 1998., diverser Festschriften Die letzte Festschrift stammt aus dem Jahre 2005: Christian Stang: 125 Jahre Duden. Das »Volkswörterbuch« feiert Geburtstag. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich: Dudenverlag, 2005. – Diese Jubiläumsbroschüre ist auch online zugänglich. und zahlreicher weiterer Dokumente verfolgt die Autorin in den elf Kapiteln des vorliegenden Buches das Ziel, »bisherige und neue Erkenntnisse sowie die vorhandenen Materialien zu bündeln und die Motivation für Konrad Dudens Werk in den Erfordernissen seiner Zeit zu finden« (Vorwort, S. 8).

Diese Leitprinzipien der Biografie werden von der Autorin, die übrigens in der Nähe einer der Wirkungsstätten Konrad Dudens – in Schleiz – aufgewachsen ist, in vollem Umfang und auf das Vorzüglichste in die Tat umgesetzt.

Die Spurensuche beginnt in der Geburtsstadt Wesel und führt über die Tätigkeit als Hauslehrer in Frankfurt am Main und Genua schließlich nach Soest, Schleiz und Bad Hersfeld – Städte, in denen Konrad Duden in verschiedenen Positionen im Schuldienst tätig war.

Schließlich beinhaltet die mit zahlreichen Bildern ausgestattete Biografie eine Reihe von Anekdoten, die zum Schmunzeln anregen dürften. So wird auf S. 79 von einer Wette zwischen einem Justizrat und Konrad Duden berichtet: »Ein Justizrat glaubte, sich mit dem Meister messen zu können, und brüstete sich seiner Sprachkenntnisse. Konrad Duden stichelte, er sei sich nicht sicher, ob der Herr der deutschen Sprache wirklich mächtig sei. Sein Gegenüber protestierte und Konrad Duden fragte ihn, ob er einen korrekten Satz wisse, der mit sechsmal die hintereinander beginne. Natürlich hielt der Justizrat einen solchen Satz für völlig unmöglich und ging eine Wette um 50 Flaschen Wein ein. Konrad Duden legte los: Die, die die, die die Dietriche erfunden haben, verdammen, tun unrecht. Angesichts seines fulminanten Triumphes lud er die Gesellschaft ein, den gewonnenen edlen Tropfen gemeinschaftlich zu genießen.«

An einer anderen Stelle (S. 87) wird über das Geschenk eines Kreisarztes berichtet, das Duden anlässlich seines Ausscheidens aus dem aktiven Schuldienst erhalten hat: »Ein originelles Abschiedsgeschenk hatte sich der Kreisarzt Dr. Hillebrecht ausgedacht. Er hatte aus Pappe ein h gebastelt – es mochte das Dehnungs-h symbolisieren oder aber das im Thron verbliebene Relikt. Er überreichte es Konrad Duden mit der Bitte, auch dieses h noch zu streichen. Dieses Geschenk bewahrte Konrad Duden der Überlieferung zufolge bis zu seinem Tode auf und hielt es in Ehren.«

Nicht nur diese weniger bekannten Anekdoten, die den Vater der deutschen Einheitsschreibung – weitab von preußischer Korrektheit – auch als Meister des rheinischen Humors zeigen, werden dazu führen, dass die vorliegende Biografie ihre geneigten Leser finden wird.

Für alle, die sich mit der Geschichte der deutschen Orthografie und des deutschen Volks- und Gebrauchswörterbuchs – des Duden – befassen, darf das vorliegende Werk wohl als unabdingbar angesehen werden.

Christian Stang