Sensor vom 8. April 2018

Medienpreis für Sprachkultur 2018

© GfdS, Paul Müller

Die Fantastischen Vier und Die Sendung mit der Maus wurden mit dem diesjährigen Medienpreis für Sprachkultur der in Wiesbaden ansässigen Gesellschaft für deutsche Sprache ausgezeichnet. Der Hans-Oelschläger-Preis ging an die Journalistin Antonia Rados.

Geladene Gäste – und Gewinnerinnen und Gewinner der sensor-Verlosungsaktion – erlebten am Samstagabend im Christian-Zais-Saal des Kurhauses eine so lange (etwa drei Stunden) wie kurzweilige Preisverleihung, bei der viel gelauscht, geklatscht und gelacht wurde. »Die Maus«, die neben dem Team der seit Jahrzehnten belehrungsfrei lehrreichen Kult-Fernsehsendung als Überraschungsgast erschien, stahl Fanta4, vertreten durch die fantastischen Zwei Thomas D und Smudo, fast die Schau, wurde kräftigst bejubelt und konnte sich anschließend vor gemeinsamen Fotowünschen kaum retten. Aber auch die Zwei von Fanta4 zeigten sich locker und unkompliziert als Stars zum Anfassen – und zum Selfies machen.

Nach der Eröffnung durch die Geschäftsführerin der GfdS, Dr. Andrea-Ewels, der Begrüßung durch den GfdS-Vorsitzenden Prof. Dr. Peter Schlobinski und einem Grußwort von Oberbürgermeister Sven Gerich wurden die Preise des Abends verliehen – mit so gehaltvollen wie unterhaltsamen Redebeiträgen der Laudatoren (Naspa-Vorstand Bertram Theilacker, Journalistin und Autorin Silke Burmester, Moderator und Schauspieler Thore Schölermann) wie der Preisträger. Der Medienpreis für Sprachkultur wird seit 30 Jahren für besondere Verdienste um die Sprach- und Sprechkultur in Presse, Hörfunk und Fernsehen vergeben. Zum dritten Mal wurde auch der Hans-Oelschläger-Preis vergeben, der sich an Journalistinnen und Journalisten in Rundfunk und Fernsehen richtet, die durch entsprechende Sendungen das Empfinden für klares Deutsch stärken und den Sprachgebrauch kritisch beobachten.

Da war Musik drin – auch ohne Fanta4-Liveauftritt

Souverän und gewitzt moderiert wurde die Preisverleihung, der ein Sektempfang im Kurhaus-Foyer vorangegangen war, von Christoph Nielbock, dem Direktor der Wiesbadener Musik- und Kunstschule und der Musikakademie Wiesbaden. Praktischerweise sorgte die von ihm geleitete Institution auch gleich noch für die musikalischen Beiträge – und die jungen Interpreten des Abends für große Begeisterung: Der Pianist Adika Mohammad Rahman, die Koloratursopranistin Marika Dzhaiani, begleitet von Wanting Qiu am Klavier, sowie Tobias Messerschmidt am Marimbaphon und zum Finale schließlich der Popchor Soundfile unter der Leitung von Anja Altrichter mit Überraschungsgast Ryan de Rama zeigten beeindruckend, wie vielfältig Musik und die Ausbildung an der Musikakademie sein kann. Und Enttäuschung darüber, dass Fanta4 keine musikalische Livedarbietung servierten, konnte gar nicht erst aufkommen. Ihren gesprochenen Worten zu lauschen, hatte ebenfalls hohen Unterhaltungswert.

Impressionen der Veranstaltung

Diese Diashow benötigt JavaScript.


Fotos: GfdS, Paul Müller

Die Sendung mit der Maus besitzt die Fähigkeit, in ihren Sachgeschichten mit breitem Themenspektrum selbst komplexe Sachverhalte interessant, verständlich und spannend zugleich zu erklären, hatte Dr. Andrea-Eva Ewels erklärt. Kinder würden in ihrer Neugier und dem Bedürfnis, die Welt erklärt zu bekommen, ernst genommen, ohne dass die Sendung des WDR dabei schulmeisterhaft auftritt oder unnötig vereinfacht und infantilisiert. So sind die Sachgeschichten wöchentliche Erkenntnisquelle auch für Erwachsene.

Die Fantastischen Vier stehen wie keine andere Band für den deutschen Hip-Hop, so die Begründung der Jury. Durch sie wurde der deutschsprachige Sprechgesang, der Deutschrap, salonfähig und beliebt; sie bereiteten der Popularisierung dieses Genres maßgeblich den Weg. 1992 feierten Die Fantastischen Vier ihren ersten Charterfolg mit dem Titel »Die da!?!« und sind bis heute eine erfolgreiche Größe im Musikgeschäft.

Antonia Rados ist Fernsehjournalistin und eine herausragende Auslandskorrespondentin. Sie berichtet für RTL aus Kriegs- und Krisenregionen wie Afrika, Afghanistan und dem Nahen Osten. In ihren zahlreichen Reportagen und Dokumentationen ist Rados eine alltagsnahe, verständliche Sprache besonders wichtig. »Bei hoher fachlicher Kompetenz in innen- und außenpolitischen Fragen versteht sie es in ihren Berichterstattungen immer wieder, politisch schwierige Situationen einem breiten Publikum zugänglich zu machen«, hieß es. Die in Wiesbadens österreichischer Partnerstadt Klagenfurt geborene Fernsehfrau attestierte dem deutschen Sprachgebrauch die Fähigkeit zu dem, was jenem ihres Heimatlandes völlig fremd sei: Klartext.

Von Dirk Fellinghauer, mit freundlicher Genehmigung des Stadtmagazins Sensor