Unsicherheiten, aber auch Vereinfachungen – Interesse an der neuen Rechtschreibung nach wie vor groß
Die Rechtschreibreform in der jetzigen Form gibt es seit dem 1. August 2005, sie ist nach einigen Rechtsstreitigkeiten seit 2006 verbindlich für Schulen und Behörden. Doch was hat die neue Reform mit sich gebracht?
Unsicherheiten, aber auch Vereinfachungen
Die Reform hat zum einen Vereinfachungen und Erleichterungen gebracht, wie etwa bei der Kommasetzung, der Groß- und Kleinschreibung oder bei nicht konsequenten Schreibungen, zum anderen aber zu Unsicherheiten geführt.
So ist es bestimmt logischer, bei Wörtern, in denen drei gleiche Konsonanten aufeinandertreffen, auch drei Konsonanten zu schreiben (z. B. Schifffahrt oder Balletttruppe). Die alte Regelung unterschied dagegen, ob nach den Konsonanten ein weiterer Konsonant oder ein Vokal folgt. Richtig war danach also die Schreibung Schiffahrt, aber Balletttruppe.
Zu Unsicherheit hat die Reform vor allem bei Menschen geführt, die die »alte Rechtschreibung« in der Schule gelernt und in Alltag und Beruf lange Zeit verwendet haben. Bis heute bekommt unser Sprachberatungsteam z. B. Anfragen, die sich auf die korrekte Schreibung von das, dass und daß beziehen. Diese eigentlich einfache Änderung (früher daß – heute dass) irritiert nach wie vor viele Menschen.
Nachfrage nach Rechtschreibseminaren nach wie vor groß
Die Nachfrage nach Rechtschreibseminaren war nicht nur in den ersten Jahren nach der verbindlichen Einführung der Rechtschreibreform riesig, sondern ist auch heute noch groß. Vor allem Behörden, aber auch Privatpersonen buchen unsere Seminare und nutzen unsere Sprachberatung in Rechtschreibfragen.
Keine Gleichgültigkeit
Die neue Rechtschreibreform löste bei den Menschen keine Gleichgültigkeit aus. Das kommt wohl sehr auf die jeweilige Textsorte und das genutzte Medium an. In Internetforen oder Chats wird wenig auf korrekte Schreibung geachtet. In der Sprachberatung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die viele im Lektorat oder Korrektorat Tätige nutzen, sieht das ganz anders aus. Auch viele Personen, die aus privatem Interesse die Sprachberatung in Anspruch nehmen, legen großen Wert auf richtige Orthografie und Zeichensetzung – sei es für ein Bewerbungsschreiben, in einer Todesanzeige oder einer Imagebroschüre für ein Unternehmen.
Auch in Zukunft für Einheitlichkeit sorgen
Zuständig ist der Rat für deutsche Rechtschreibung, dem derzeit 40 Mitglieder aus sechs Ländern angehören. Wünschenswert ist in jedem Fall auch in Zukunft ein Gremium mit sprachwissenschaftlichem und sprachhistorischem Sachverstand.
Es dient einfach der Lesbarkeit und der Verständigung, ein großes Maß an Einheitlichkeit zu gewährleisten. Ein und dasselbe Wort sollte in einer einheitlichen Schreibweise wiedererkennbar sein. Man sollte das nicht an der Schreibung einzelner Wörter festmachen, sondern am allgemeinen Sprachschatz. Ob jemand Friseur oder Frisör schreibt, ist für die Kommunikation wirklich nicht sehr wichtig, aber ein Großteil des Wortschatzes sollte orthografisch festgelegt sein, allein schon wegen der Lehrbarkeit an Schulen. Insofern sind Normen für die Schreibung wichtig, weil sie einer gelingenden Kommunikation dienen.