Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2013

Wie lautet das korrekte Genus von Koryphäe?

[F] In einem Rechtschreib-Duden von 1914 wird die Koryphäe, wie wir sie heute kennen, als maskulin verzeichnet. Handelt es sich hierbei um einen Druckfehler oder hieß es damals tatsächlich der Koryphäe? Wieso ist das Wort dann heute nicht mehr maskulin?

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[A] Da haben Sie in der Tat eine interessante Beobachtung gemacht und einen schönen Beleg für grammatikalischen Sprachwandel gefunden. Das Genus von Koryphäe war ursprünglich tatsächlich maskulin. Das Wort stammt aus dem Griechischen – koryphaĩos ›Anführer‹ zu koryphe̅́ ›Gipfel‹ – und wurde über das lateinische coryphaeus und das französische le coryphée ins Deutsche entlehnt, wo es heute die Bedeutung ›Fachmann; jemand, der auf einem bestimmten Gebiet außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt‹ trägt (vgl. »Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, 4. Aufl. Mannheim 2012).

Anhand älterer Auflagen von Rechtschreib-Wörterbüchern (hier: »Duden. Die deutsche Rechtschreibung«, div. Aufl., Mannheim), die vergleichsweise häufig aktualisiert werden, lässt sich der Wandel im Gebrauch des Genus schön nachvollziehen:

In den frühen Duden-Bänden, so auch in der 8. Auflage 1914, ist entsprechend dem damals korrekten Gebrauch nur das Maskulinum verzeichnet. Erst in der 11. Auflage von 1934 wird erstmals darauf hingewiesen, dass die Verwendung des Femininums »unrichtig« sei. Ab der 14. Auflage von 1954 wird ergänzt, dass »oft« fälschlicherweise das Femininum verwendet würde, und schon in der 15. Auflage von 1961 wird der Hinweis auf eine inkorrekte Verwendung des Femininums weggelassen, es heißt nur noch: »oft, österreichisch nur: w[eiblich]«. Schon in der 16. Auflage von 1967 wird das Femininum als korrektes Genus genannt und hinzugefügt: »früher auch: m«: Seitdem ist das Maskulinum veraltet. Ab der 20. Auflage von 1996 entfällt auch der Hinweis auf das ehemals maskuline Genus, so dass der Sprachwandel, den dieses Wort durchgemacht hat, anhand aktueller Rechtschreib-Wörterbücher nicht mehr nachvollzogen werden kann, wenngleich der Duden-Band »Richtiges und gutes Deutsch« auch in der aktuellen 7. Auflage von 2011 noch vermerkt: »Es wird nur noch als Femininum gebraucht (…). Das Maskulinum (der Koryphäe) ist veraltet.«

Als maskulines Substantiv ist der Koryphäe allerdings noch immer in einigen Nachschlagewerken verzeichnet: im Sinne eines Chorführers in einem antiken Drama.