18. Juni 2018

3. Die Fußballsprache – Sprachbilder im Überfluss

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In der Fußballsprache treten Sprachbilder, allen voran Metaphern, in überwältigender Menge auf. Durch ihren häufigen Gebrauch sind sie uns jedoch meist gar nicht mehr als solche bewusst. Deshalb lohnt sich ein Blick auf dieses Stilmittel:

Eine Metapher bezeichnet eine sprachliche Bedeutungsübertragung. Das heißt, dass ein Wort oder eine Wortgruppe aus dem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird. So werden Wörter also »uneigentlich« gebraucht, was die folgenden Beispiele verdeutlichen:

»Jemandem das Herz brechen.«
»Jemand trägt eine rosarote Brille.«
»Eine Mauer des Schweigens errichten.«

Diese Beispiele haben nun aber noch nichts mit Fußball zu tun. In die metaphorische Fußballsprache führt uns Rainer Küster (2009: 66–67) ein:

»Im Fußball gibt es unzählige Fachausdrücke, die zumindest ursprünglich metaphorisch sind. Ein großer, kräftiger Spieler im Angriff ist ein Sturmtank, der mit Flanken gefüttert werden muss, den man also nicht verhungern lassen darf; wenn er sich fallen lässt, ohne gefoult worden zu sein, produziert er eine Schwalbe; von den Seiten kommen Bananenflanken, also Flanken, die stark angeschnitten sind und daher einen Bogen beschreiben; geschlagen werden sie von einem Flankengott; im Mittelfeld ist ein Regisseur für das kreative Spiel verantwortlich; hinter ihm fängt ein Staubsauger vor der Verteidigung die Bälle ab; des Öfteren fungiert er auch als Wasserträger, arbeitet also für die anderen mit; die Verteidigung bildet eine Viererkette, lässt den Gegner in die Abseitsfalle laufen; wenn ein Verteidiger getunnelt wurde, könnte er die Notbremse ziehen, also ein Foul an einem gegnerischen Spieler begehen, der frei aufs Tor zuläuft; dafür zeigt ihm der Schiedsrichter vielleicht die Ampelkarte, nämlich Gelb-Rot; die überlegene Mannschaft produziert Einbahnstraßenfußball; wer nicht mitspielt, schmort auf der Bank; wenn ein Trainer engagiert wurde, um die Mannschaft vor dem drohenden Abstieg zu retten, ist er der Feuerwehrmann.

Ob es sich bei solchen Ausdrücken, wie ich sie in diesem Abschnitt exemplarisch genannt habe, tatsächlich um Metaphern handelt, kann mit Recht bezweifelt werden, obwohl ihre ursprüngliche Bildung unzweifelhaft metaphorisch war. Es liegt auf der Hand, dass Menschen, die regelmäßig mit solchen Ausdrücken umgehen wie Sportler, Trainer, Sportlehrer, diese nicht mehr als Metaphern empfinden. Andererseits gibt es immer Menschen, die sich in einer Sportart nicht auskennen oder die bestimmte Ausdrücke zum ersten Mal hören, da sie im Begriff sind, eine Sportart zu erlernen. Für sie können die metaphorischen Rückverweise der entsprechenden Ausdrücke auf die uneigentliche Ebene durchaus wichtig für das Verständnis sportsprachlicher Zusammenhänge sein. Das heißt, dass in solchen Kommunikationssituationen Metaphorizität im Spiel ist, während anderen Kommunikationspartnern derartige Ausdrücke nur als tote Metaphern erscheinen.«

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Quelle:

Küster, Rainer (2009): Metaphern in der Sportsprache. In: Armin Burkhardt/Peter Schlobinski (Hgg.): Flickflack, Foul und Tsukahara. Der Sport und seine Sprache (= Duden, Thema Deutsch, Band 10). Dudenverlag, S. 60–79.