Anglizismen – werden wir überschwemmt?

Teil 1 unserer kleinen Anglizismen-Reihe

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Vielen Menschen sind die allgegenwärtigen Anglizismen und Amerikanismen ein Dorn im Auge. Oft erreichen uns Anfragen, ob man nicht gegen diese »Verhunzung« der deutschen Sprache etwas unternehmen könne. Das müssen wir jedoch stets verneinen. Sprache befindet sich in ständigem Wandel, dies ist ein ganz natürlicher Prozess. Eine Sprache von außen zu regulieren, funktioniert in der Regel nicht, denn es sind die Sprechenden selbst, die bestimmen, was bleibt und was geht. Wird zum Beispiel ein neues Wort sehr oft und in sehr vielen verschiedenen Situationen oder Gruppen verwendet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch dauerhaft Eingang in unsere Sprache findet. Viele neue Wörter verschwinden aber auch schnell wieder, sobald sie nicht mehr gebraucht werden.

Oft beklagen diejenigen, die besonders um unsere Sprache besorgt sind, eine regelrechte »Überschwemmung« des Deutschen mit englischen Begriffen. Doch von einer solchen Überflutung kann keine Rede sein. Von den circa 145.000 Stichwörtern, die der Duden aktuell führt, machen die aus dem Englischen eingewanderten Wörter nicht einmal den größten Teil unter den Wörtern fremdsprachlicher Herkunft aus. 2018 zählte der Duden um die 3.000 Wörter englischsprachiger Herkunft, aber auch knapp über 4.000 Wörter lateinischen Ursprungs wie Tisch, Appetit oder Fenster. Es folgen Griechisch mit rund 2.800 Wörtern (Politik, Mathematik, Kirche) und Französisch mit rund 2.400 (Galerie, Karosserie, Möbel). Italienisch (Kasse, Oper) bringt es auf circa 850 Wörter – um nur die fünf größten Herkunftssprachen zu nennen. Anglizismen und Amerikanismen machen tatsächlich also nicht einmal 3 Prozent der im Duden geführten Stichwörter aus – die vielfach befürchtete »Überschwemmung« ist damit wohl eher als kleines Schwappen denn als eine große Flutwelle anzusehen.

Dass es vielen Menschen so vorkommt, als würde das Englische das Deutsche verdrängen, liegt wohl daran, dass es aktuell so viele Bereiche unseres täglichen Lebens prägt. So dient es in den Bereichen Technik und IT, Wirtschaft und Finanzen sowie Forschung und Wissenschaft als Lingua franca der internationalen Verständigung. Hinzu kommt, dass die über die sozialen Medien weltweit vernetzte Jugend viele englische Begriffe verwendet, die teilweise auch in die Alltagssprache übergehen. Und nicht zuletzt wurden wir seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie mit vielen neuen Begriffen wie Lockdown oder Homeoffice – um nur zwei besonders prominente Beispiele zu nennen – sehr stark konfrontiert.

Im nächsten Beitrag geht es darum, warum es überhaupt dazu kommt, dass wir fremde Wörter in unsere Sprache übernehmen und wieso wir sie brauchen.

Quellen

Brockhaus, Wahrig Fremdwörterlexikon, Gütersloh/München 2012
Duden, Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle, Berlin 2016
Duden, Sprache in Bildern, Berlin 2018

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