70 Jahre Gesellschaft für deutsche Sprache
Von Togo bis Seoul, von Kiew bis Windhoek – die rund 100 Zweige der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) reichen über den ganzen Globus. Der Sitz der Gesellschaft aber ist Wiesbaden – und hier eröffnen die Sprachwissenschaftler an diesem Freitag, 17. November, eine Ausstellung, die zum 70-jährigen Bestehen die Geschichte der Institution aufrollt, die vom Kulturstaatsministerium und der Kultusministerkonferenz finanziert wird.
Und die beginnt 1947 in Lüneburg. Erst 1965 zog die GfdS, die auch einen Redaktionsstab beim Deutschen Bundestag zur Überprüfung von Gesetzestexten unterhält, nach Wiesbaden um. Hier lebte der damalige Geschäftsführer Otto Nüssler. Schon 1962 hatte die GfdS eine Namensberatungsstelle eingerichtet – ein Service, der nach wie vor von den Standesämtern und in Workshops auch von werdenden Eltern genutzt wird. »Wir geben aber nur Empfehlungen«, sagt Andrea-Eva Ewels, seit 2010 Geschäftsführerin der GfdS, die jedes Jahr von den Standesämtern die beliebtesten Vornamen erfragt.
Änderung Öffnungszeiten
Die Ausstellung findet in den Räumlichkeiten der GfdS, Spiegelgasse 7, 65183 Wiesbaden statt. Sie ist bis zum 23. Dezember zu sehen. Öffnungzeiten montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr. Anmeldung größerer Gruppen erwünscht.
Einige allerdings lehnten die Wiesbadener Experten schon ab: zum Beispiel Namen wie »Gift« – vielleicht im Englischen (»Geschenk«) nett, im Deutschen aber weniger. Das Kindeswohl stehe an erster Stelle, so Ewels. Kein Problem hatten die Sprachforscher aber mit Namen wie Balu, Yoda oder Legolas – für die ganz hartnäckigen Filmfans. Andrea-Eva Ewels plant auch eine neue Studie über Menschen, die ihren Vornamen geändert haben, und sucht dafür noch Gesprächspartner. Und auch bei ihren Publikationen ist die GfdS auf der Höhe der Zeit: Die Ausstellung blättert die bis 2010 gemeinsam mit der Dudenredaktion verlegten Bände auf, die ebenso Abkürzungen im Internet erläutern wie Begriffe aus dem Sport. Die jetzt mit Verlag Olms zusammen verlegte Reihe widmet sich im Band für 2017 dem »Wort des Jahres« von 1977 bis heute. Auch das also ein Jubiläum im Jubiläumsjahr.
Film, Quiz und Medienpreisträger
Das immer mit Spannung erwartete Ranking liest sich im Nachgang wie eine Zeitreise in Begriffen, die im besten Fall ein ganzes Jahr charakterisieren können. Eines war bisher nicht dabei: »Sprachverbesserungsvergünstigungsinstanz« hat Norbert Lammert, der frühere Präsident des Deutschen Bundestags, die GfdS neckend genannt. Dieses und weitere Zitate zeigt ein Film, der in der Schau zu sehen ist. Sie enthält auch einige Quiz – keine »Quizze« – zum Thema Sprache und macht auch bekannt mit den prominenten Medienpreisträgern, die die Gesellschaft alle zwei Jahre im Wiesbadener Kurhaus kürt. Und dass die GfdS gerne feiert, das kann man auch anhand der vielen Fotos sehen, die die Vergangenheit lebendig werden lassen. Vor allem aber steht die GfdS für eines, was Bertram Theilacker von der Naspa hier in einem Filmbeitrag als seine Erklärung der Abkürzung so formuliert: »Gut für deine Sprache.«
Birgitta Lamparth
Dieser Beitrag erschien zuerst am 15.11.2017 im Wiesbadener Tageblatt.
Die Geschichte der GfdS als Broschüre
Im Rahmen der Ausstellung »70 Jahre GfdS« im Jahr 2017 haben wir eine Broschüre zusammengestellt, die sowohl die Geschichte der GfdS in Wort und Bild darstellt als auch Einblick in aktuelle Tätigkeitsbereiche ermöglicht.
Die Broschüre steht zum Herunterladen als PDF für Sie bereit.