Bedeutung und Verwendung von Bombenwetter
[F] Meine Großmutter hat mich damals immer ermahnt, wenn ich Wörter wie Bombenwetter oder Bombenstimmung verwendet habe. Das erinnere sie an frühere schlimme Zeiten im Krieg. So habe ich es aber gar nicht gemeint.
[A] Mit diesen beiden Meinungen haben Sie das Spannungsfeld bzw. die Problematik schon angetippt. Es passiert im Laufe der Sprachentwicklung mitunter, dass von Wörtern eine Bedeutungsvariante/-schattierung stärker genutzt wird, diese sich langsam verselbständigt und mit der neuen, mitunter entgegengesetzten Bedeutung im Wortschatz Einzug hält. Dabei kann es sogar zum Wechsel der Wortart kommen.
So ist dies auch beim Substantiv Bombe geschehen. In einem Wörterbuch, so im »Duden ‒ Das große Wörterbuch der deutschen Sprache«, 4. Aufl. Mannheim 2012, finden wir folgende Grundbedeutungen: 1. mit Sprengstoff gefüllter und mit einem Zünder versehener … Sprengkörper …, der bei der Explosion schwere Zerstörungen hervorruft 2. (Sportjargon) wuchtiger, sehr harter Schuss oder Wurf auf das Tor: eine Bombe [aufs Tor] schießen, knallen; … und der runden Form nach … 3. (Kunstkraftsport) Eisenkugel … 4. (Geologie) … Lavamasse oder 5. (umgangssprachlich) steifer, runder Hut.
Neben dem Zerstörerischen oder Kriegerischen finden wir in Bedeutungsvariante 2 schon das (allgemein) »Gewaltige, Wirkungsvolle, Wuchtige «, mit dem Bombe dann als Vorsilbe (Präfix, Präfixoid) in Bombenerfolg, Bombenstimmung oder als Bestandteil in substantivischen Zusammensetzungen (Sexbombe) erscheint. Auch adjektivisch wird es so gebraucht: bombig, bombensicher, bombenfest (vgl. »Duden ‒ Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache«, 4. Aufl., Mannheim 2007).
Eine ähnliche, damit verbundene Bedeutung liegt den Redensarten zugrunde: die Nachricht schlug ein wie eine Bombe (rief große Überraschung, Verwirrung hervor); die Bombe ist geplatzt (umgangssprachlich; das schon längere Zeit erwartete [gefürchtete] Ereignis ist eingetreten) oder mit Bomben und Granaten durchfallen (umgangssprachlich; [in einer Prüfung o. Ä.] völlig versagen), Beispiele zitiert nach Duden, 2012.
Nun ist es, und damit kommen wir wieder zu Ihrer Frage, immer von der Situation der Verwendung, dem Kontext abhängig, welcher der Bedeutungsbezüge gemeint ist und dann dementsprechend verstanden wird. Freunde genießen eine Party bei einer Bombestimmung oder haben Spaß mit der Arschbombe beim Sprung ins Wasser. Im politischen Umfeld sind, leider gegenwärtig wieder sehr aktuell, Bombengeschäft oder Bombenidee, Bombenwetter doppeldeutig und sollten bewusst eingesetzt oder vermieden werden.
Fazit: Man kann die Wörter getrost verwenden, sollte aber auf Befindlichkeiten oder mögliche Bezüge, die Doppeldeutigkeiten hervorrufen, Rücksicht nehmen und dann darauf verzichten.