Der Buchstabe q und seine Besonderheit
[F] Warum steht hinter einem q zumeist ein u? Da q im Wort ja als [kv] ausgesprochen wird, würde es doch reichen zu schreiben Qark für [kvark], Qatsch für [kvatʃ], Qelle [kvɛlə].
[A] Der Buchstabe q hat eine sehr lange Geschichte, in deren Verlauf sich die heute bei uns übliche Verwendungsweise und Lautung herausgebildet hat. Im »Deutschen Wörterbuch« der Brüder Grimm, 7. Band, 1889, heißt es dazu: »die schon im […] ahd. auftretende schreibung qu ist dem lateinischen alphabet entnommen (q ist kein deutscher buchstabe) […] und entspricht dem goth. doppelkonsonanten kv d. i. kw.« Jedoch handelt es sich bei q nicht um einen ursprünglich lateinischen Buchstaben, denn er kam bereits bei den Phöniziern vor und wurde über die Griechen und die Etrusker in das lateinische Alphabet übernommen.
Der phönizische Buchstabe Qoph gilt als Ursprung unseres heutigen q und ist diesem auch in seiner Form bereits sehr ähnlich: ein Kreis mit einem Strich, hier noch senkrecht und den Kreis durchschneidend (s. Abbildung; im 9. Jh. v. Chr.). Ausgesprochen wurde er wie ein im Rachen gesprochenes /k/. Die frühen Griechen übernahmen den Buchstaben (im 8. Jh. v. Chr.) von den Phöniziern als Qoppa bzw. Koppa und verwendeten ihn fortan als /k/-Laut vor den hinteren, dunklen Vokalen /o/ und /u/, während der Buchstabe Kappa mit demselben Lautwert vor den vorderen, hellen Vokalen /a/, /e/ und /i/ gebraucht wurde. Da nun jedoch gleich zwei Buchstaben denselben Laut darstellten und sich somit einer als überflüssig erwies, wurde das Qoppa früh wieder abgeschafft und ist daher kein Bestandteil des bekannten klassischen altgriechischen und entsprechend auch nicht des neugriechischen Alphabets.
Zu einer Zeit, als das Qoppa noch in Gebrauch war, übernahmen die Etrusker das griechische Alphabet und somit auch diesen Buchstaben. Da die Etrusker den Vokal /o/ nicht besaßen, wurde das q nur vor dem Vokal /u/ gebraucht. In dieser Verwendungsweise gelangte der Buchstabe schließlich etwa im 7. Jh. v. Chr. in das lateinische Alphabet, in dem der Brauch, das q vor dem u zu verwenden, erhalten blieb. Im Lateinischen war jedoch für den Laut /k/ vor allen Vokalen bereits der Buchstabe c in Gebrauch. So ging man schließlich dazu über, 1. das q nur in der Buchstabenkombination qu bzw. qv zu verwenden – im lateinischen Alphabet war das u erst ab dem Mittelalter gebräuchlich und so wurde die Buchstabenkombination qu zunächst als qv wiedergegeben – und 2. mit dem Lautwert /kv/ zu versehen, der im Lateinischen keine Verbindung aus zwei einzelnen Lauten, sondern das eigenständige Phonem /kw/ darstellte. Diese Tradition wirkt bis heute fort und so benutzt man noch immer den Doppelbuchstaben qu, um die Lautkombination /kv/ wiederzugeben.
Es gibt heute nur wenige Sprachen, in denen das q ohne ein nachfolgendes u vorkommt (etwa im Albanischen und Arabischen), und auch im Deutschen kommt das q aus historischen Gründen nur als sogenannter Digraph bzw. Doppelbuchstabe mit einem u vor und trägt noch immer, wie zu lateinischen Zeiten, den Lautwert /kv/. Zwar gab es schon Bemühungen einiger Rechschreibreformer, das q bzw. qu abzuschaffen, da der Lautwert eben auch durch die Buchstabenfolge kw bzw. kv wiedergegeben werden könnte, doch die Tradition ist bei uns (anders als etwa in skandinavischen Ländern, wo nur einige Fremdwörter noch ein qu enthalten) so stabil, dass diese Versuche fehlschlugen. So ist es also im Deutschen korrekt, einem q stets ein u folgen zu lassen und diese Buchstabenkombination als /kv/ auszusprechen, etwa [kvatʃ] für Quatsch. Einige Fremdwörter, besonders aus dem Französischen, werden dagegen nur mit einem /k/-Laut gesprochen, so zum Beispiel Enquete [ãkɛ:t], Mannequin [manəkἓ] und Quarantaine [ka…], das sich bei uns zu Quarantäne [karan…] mit ebenfalls anlautendem /ka/ entwickelt hat.
(Quellen: Robert Schmitt-Brandt, »Einführung in die Indogermanistik«, Stuttgart 1998; Ernst Kausen, »Die indogermanischen Sprachen«, Hamburg 2012; David Crystal, »Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache«, Frankfurt/ New York 1993; https://terpconnect. umd.edu/~rfradkin/latin.html)