Ausgabe: Der Sprachdienst 1/2015

Woher kommt die Redewendung zwischen den Jahren?

[F] Woher kommt die Redewendung zwischen den Jahren?

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[A] Mit dem Ausdruck zwischen den Jahren wird schon seit dem 14. Jahrhundert für gewöhnlich die Zeitspanne zwischen Weihnachten und dem Neujahrstag am 1. Januar bezeichnet, in einigen Gegenden auch zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar. Eine weitere, jedoch wohl weniger bekannte Bezeichnung für die zwölf Nächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag ist übrigens Raunächte, auch Rauchnächte genannt. Der Duden, »Großes Wörterbuch der deutschen Sprache«, Mannheim 2012, führt das Wort auf das Adjektiv rau zurück, im Sinne von ›haarig‹, »in Anspielung auf mit Fell bekleidete Dämonen, die besonders in diesen Nächten ihr Unwesen treiben«.

Die Entstehung und heutige Bedeutung der Redewendung zwischen den Jahren hängt mit den unterschiedlichen Festlegungen des Jahreswechsels zusammen, die es bis in die frühe Neuzeit hinein gab: Nach dem römischen Kalender begann das neue Jahr zunächst am 1. März, wenn die hohen Beamten ihr Amt antraten. Im Jahr 153 geschah dies erstmals am 1. Januar, und fortan galt dieser Tag für das gesamte römische Reich als Jahresanfang. Die Christen begannen das Jahr hingegen zunächst am Tag der Taufe Jesu, dem 6. Januar; in der Mitte des 4. Jahrhunderts, als statt der Taufe die Geburt Jesu am 25. Dezember gefeiert wurde, verlegte man auch den Jahresanfang auf diesen Tag. Nach einigen Wechseln des Jahresanfangs im Mittelalter wurde der Neujahrstag 1691 für die christliche Welt schließlich auf den 1. Januar festgelegt. Obwohl es also eigentlich keinen Zeitraum »zwischen den Jahren« mehr gibt, hat sich die Redewendung bis heute gehalten. (Quellen: Lutz Röhrich: »Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten«, Freiburg 1992; Heinz Küpper: »Illustriertes Lexikon der deutschen Umgangssprache«, Stuttgart 1982.)

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