Ausgabe: Der Sprachdienst 4–5/2013

Drohne

Das Euro-Hawk-Debakel um die Anschaffung von unbemannten Aufklärungsflugzeugen für die Bundesrepublik hat ein Wort in den Fokus der Diskussionen der letzten Zeit gerückt: die Drohne. Wer sich bislang weniger mit Militäreinsätzen bzw. Fahr- und Flugzeugtechnik auseinandergesetzt hat, dem wird bei diesem Wort vielleicht nicht sogleich einfallen, dass es sich bei einer Drohne um ein Flugzeug handeln könnte, vielmehr wird er sich womöglich an den Biologie-Unterricht erinnert fühlen: Eine Drohne – das ist doch eine männliche Biene!

Drohne

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Nein und ja. Nein: Eine Drohne ist ein unbemannter Flugkörper, der zur Aufklärung, aber auch zum Kampf eingesetzt wird. Ja: Eine Drohne ist natürlich auch eine männliche Biene, und das schon viel länger. Das Wort wird seit dem 17. Jahrhundert so verwendet. Es wurde vom Niederdeutschen drane, drone übernommen, das – lautmalend – etymologisch mit dem Verb dröhnen verwandt ist.

Etwas nebulös ist, weshalb der Ausdruck von der männlichen Biene – die übrigens keinerlei Arbeiten verrichtet, sich von den weiblichen Arbeiterinnen füttern lässt und nur für die Fortpflanzung zuständig ist (daher rührt umgangssprachlich auch die Bezeichnung Drohne für einen faulen Menschen, einen Schmarotzer, der andere für sich arbeiten lässt) – auf das Flugzeug übertragen wurde. Möglicherweise besteht zwischen der Form des Bienendrohnenkörpers und der des Flugkörpers eine gewisse Ähnlichkeit. Vielleicht war auch die relative Untätigkeit dieser Bienen ausschlaggebend für die Benennung des Flugzeuges, das nicht der Beförderung von Personen oder Gütern dient, sondern dessen Aufgabe von denen prototypischer Flugzeuge abweicht. Oder spielt die Wortherkunft eine Rolle? Ihrem Namen entsprechend dröhnen die unbemannten Aufklärungsflugzeuge seit einer Weile vor allem über Kriegsgebieten, doch erst kürzlich wurden sie auch über deutschem Raum eingesetzt. Die »gute Drohne« (so gehört in der ARD, im Gegensatz zum zweifelhaften Ruf der Drohnen bei Militäreinsätzen), ein kleiner ferngesteuerter Flugroboter, überflog im Juni dieses Jahres verschiedene Hochwassergebiete im Süden und Osten des Landes, um aus der Luft das Ausmaß der Überschwemmungen zu dokumentieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine solche »Aufklärungsdrohne« ist nicht nur kostengünstiger als ein Helikopter, sondern auch schneller, effektiver und flexibler. Die für hohe Millionenbeträge vom Verteidigungsministerium bestellten Aufklärungsdrohnen für den Einsatz in Kriegsgebieten können hiermit wohl nicht auftrumpfen: Zumindest was die Kosten betrifft, stehen sie den »guten Drohnen« sicher um einiges nach.

Frauke Rüdebusch