Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2020

Wie verbindlich ist der Duden?

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[F] Wie verbindlich ist der Duden heute (noch)?

[A] Hier müssen wir zunächst einmal unterscheiden zwischen den aktuellen Rechtschreibregeln und dem bekannten Rechtschreibwörterbuch Duden, das diese Regeln wiedergibt. Denn heutzutage hängt die Verbindlichkeit der Rechtschreibregeln tatsächlich nicht mehr ursächlich mit dem Duden zusammen.

Eine einheitliche Rechtschreibung gibt es im Deutschen erst seit der 2. orthografischen Konferenz im Jahr 1901. Damals wurde der Duden – nach seinem Namengeber Konrad Duden – als verbindlich eingestuft, was in den 1950er Jahren noch einmal gefestigt wurde. Doch durch die Rechtschreibreform 1996 wurde dieses Monopol gebrochen, denn seitdem existiert das sogenannte »amtliche Regelwerk«: Dieses enthält die Regelungen und auch ein übersichtliches Wörterverzeichnis – beides ist verbindlich. Sie finden es auf der Internetseite des Rats für deutsche Rechtschreibung.

Das amtliche Regelwerk beinhaltet nun also die gültigen und verbindlichen Regeln, gibt damit also den Rahmen vor. Damit nun nicht jeder Nutzer/jede Nutzerin eigene Schlüsse über die Anwendung dieser Regeln bei einzelnen Wörtern oder in bestimmten Kontexten ziehen muss, interpretieren die Verlage der Rechtschreibwörterbücher – darunter der Dudenverlag mit dem »Duden« und zuvor auch der Brockhaus Verlag mit dem »Wahrig« – diese Regeln und wenden ihre Auslegungen auf die in ihnen enthaltenen Wörter an. Dass der Duden nach wie vor ein »ideelles« Monopol besitzt (als meistverkauftes Rechtschreibwörterbuch), mag an der jahrelangen Autorität liegen.

Zusammengefasst bedeutet das: Nicht die Rechtschreibwörterbücher und somit nicht der Duden sind verbindlich, sondern die Regeln im amtlichen Regelwerk. Der Duden ist jedoch ein gutes Hilfsmittel, diese Regeln im Alltag umzusetzen.

Wirklich verbindlich ist die gültige Rechtschreibung übrigens nur in offiziellen Kontexten (Behörden, Schulen etc.), im Privaten kann man schreiben, wie man möchte – auch wenn fehlerhafte Rechtschreibung nachweislich das Verständnis und die Lesbarkeit eines Textes beeinträchtigt. Insofern ist es immer eine gute Idee, im Zweifel im Duden nachzuschlagen. Wer ganz sichergehen will und die hier zugrundeliegenden Regeln (nicht nur deren Auslegung) einsehen möchte, dem empfehlen wir die amtliche Regelung.

GfdS