Editorial der Heftherausgeber in der Muttersprache 1/2015
Auch eine altehrwürdige Zeitschrift wie die »Muttersprache«, die nunmehr im 125. Jahrgang erscheint, muss sich von Zeit zu Zeit den sich ändernden Gegebenheiten anpassen. Schon vor zwei Jahren haben wir daher festgelegt, dass jedes Jahr zumindest ein Themenheft erscheinen soll. Ab sofort wird es zwei weitere Veränderungen geben: Bisher haben wir im Wesentlichen zwei Rubriken bedient: Aufsätze und Rezensionen. Nun soll mit dem »Forum« eine weitere Rubrik eingeführt werden, die der Diskussion und der schnelleren Information über aktuelle Projekte und Konzepte dienen soll. In unserer kommunikativ beschleunigten Welt erscheint es uns nämlich wichtig, der linguistisch interessierten Öffentlichkeit im In- und Ausland durch Beiträge mit Werkstattcharakter – wie Projektskizzen, Forschungs- und Dissertationsvorhaben oder auch Erfahrungs- oder Tagungsberichten – auch aktuelle Trends in der germanistischen und DaF/DaZ-Forschung zu vermitteln.
Darüber hinaus haben wir den Teil »Rezensionen« erweitert. Hier sollen zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – sich für uns als interessant und wichtig darstellende Neuerscheinungen aufgelistet werden, verbunden jeweils mit der Bitte an Sie, sich als potentielle Rezensenten bei uns zu engagieren.
Das vorliegende Heft versammelt in bewährter Weise Aufsätze zu verschiedenen Themen: Den Auftakt bildet ein Aufsatz von Peter Schlobinski zum Berlinischen in Ost und West, in dem die Ergebnisse der Forsa-Umfrage, die seit November 2014 über unsere Homepage (www.gfds.de) zugänglich sind, wissenschaftlich fundiert erläutert werden. Ausgehend vom Briefwechsel Ludwig van Beethovens mit Personen seines Umfelds zeichnet Megumi Sato (Tokyo) in ihrem Beitrag – für den Zeitraum 1520–1870 – die Geschichte der auch heute noch bestehenden Rektionsschwankungen (Dativ/Genitiv) bei den Präpositionen wegen, statt und während nach und diskutiert deren Ursachen. Michael Szurawitzki (Shanghai) gibt einen vergleichenden Überblick über die recht unterschiedliche Lage der interkulturellen Germanistik und des Deutsch-Erwerbs in Finnland, den USA und der VR China.
Das neue »Forum« startet mit einem interessanten Beitrag von Yuan Li (Hangzhou) über die Wechselwirkungen zwischen Spracherwerb und familiärer Erziehung in der Migration am Beispiel chinesischer Migranten der zweiten Generation in Deutschland. Auf der Grundlage narrativer Interviews werden sowohl die Forschungsmethode wie auch erste Ergebnisse zur migrationsbedingten Zweisprachigkeit diskutiert.
Armin Burkhardt
Armin Conrad
Renate Freudenberg-Findeisen
Kornelia Pollmann
Peter Schlobinski
Hannover, Magdeburg, Mainz und Trier im März 2015