Ausgabe 4/2014

Editorial der Heftherausgeber in der Muttersprache 4/2014

Themenheft »Sprache des Sports«

Dass der Sport in der heutigen Freizeitgesellschaft eine herausragende Stellung einnimmt, braucht man eigentlich nicht zu betonen, weil ja die Meisten selber sportlichen Betätigungen nachgehen oder sich zumindest für eine oder sogar viele Sportarten interessieren und deren Wettkämpfe als Zuschauer oder Fans regelmäßig verfolgen. Auch dass jede Sportart ihre je eigene Begrifflichkeit hervorgebracht hat (wobei sich die ausgebildeten Wortschätze z. T. vermischen, wie z. B. in den Ballsportarten), ist wohl allen mehr oder weniger bekannt. Wie groß diese Wortschätze und wie sie in sich strukturiert sind (etwa durch spezifische Metaphern bzw. metaphorische Konzepte), wie sie sich im Einzelnen historisch-etymologisch herleiten lassen und wann sie entstanden sind, welcher sozialen oder dialektalen Sprachschicht sie angehören und welche Rolle sie in den typischen Texten und Textsorten des Sports (besonders den medialen) spielen, sind dagegen Fragen, die auch von sportaffinen Personen seltener gestellt werden und häufig auch von Experten gar nicht so leicht zu beantworten sind.

In den vergangenen Jahren hat man den Sport, insbesondere den Fußball, in vielen wissenschaftlichen Disziplinen als interessanten Gegenstand wissenschaftlicher Forschung entdeckt. Das gilt auch für die Linguistik, aus deren Bereich in den letzten Jahren nicht wenige Publikationen zur Sportsprache vorgelegt worden sind. Auch die Gesellschaft für deutsche Sprache (z. B. durch einen Band der Reihe »Thema Deutsch« und Aufsätze in ihren Zeitschriften) hat sich publizistisch an diesen wissenschaftlichen Aktivitäten beteiligt. Dies war übrigens auch schon in früheren Jahrzehnten (v. a. in den 1950er Jahren) der Fall, wie etliche Aufsatzpublikationen in den GfdS-Zeitschriften beweisen. Die Herausgeber der »Muttersprache« haben deswegen beschlossen, der Sprache des Sports im Jahr der von der deutschen Fußballnationalmannschaft so erfolgreich absolvierten Weltmeisterschaft das diesjährige Themenheft zu widmen. Dass dabei die Sprache des Fußballs im Vordergrund steht, wird nicht verwundern. Aber neben der auf Ball und Tor bezogenen Lexik, den sprachlichen und textuellen Besonderheiten des Live-Tickers, der Fußballmetaphorik innerhalb wie außerhalb der Sportkommunikation und dem (Pseudo-)Einfluss der sog. »exakten Wissenschaften« auf die Lexik, Phraseologie und Sprachlogik des Sports (wieder v. a. mit Blick auf die Metaphorik) kommt aber immerhin auch der Radsport zur Geltung, hier mit Analysen zur Berichterstattung über sein jährlich einsames Highlight: die Tour de France.

Armin Burkhardt
Peter Schlobinski

Shanghai und Hannover im Oktober 2014