29.04.2016
20:00 Uhr
Buchhandlung Böttger, Maximilianstraße 44, 53111 Bonn
Die Entwicklung der unmittelbaren Vorläufer unserer modernen Computer zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war eng verbunden mit der Kryptoanalyse, also der Untersuchung verschlüsselter natürlicher Sprache. Die Erfolge, die auf diesem Gebiet erzielt wurden, führten in den 50er Jahren zur Gründung der Computerlinguistik und zu einer üppigen finanziellen Ausstattung dieser Disziplin. Man hielt unterschiedliche natürliche Sprachen nur für unterschiedliche Codierungsverfahren für Information und eine automatische Übersetzung damit für ähnlich effizient lösbar wie das Knacken der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma. 1950 ging man davon aus, dass das Problem bis zur Mitte der 60er Jahre gelöst sei.
Heute, 65 Jahre später, können wir automatischen Übersetzungen zwar noch immer nicht vertrauen, auf dem Gebiet der Computerlinguistik hat sich aber einiges getan – denken Sie allein an Ihre tägliche Kommunikation mit Ihrem Mobiltelefon. Dies möchte ich anhand unterschiedlicher Beispiele aus der aktuellen Forschungsarbeit der Computerlinguistik in Köln darstellen – wie hilft Computerlinguistik bei der automatischen Auswertung von Stellenanzeigen, bei der Dokumentation von Kleinsprachen und bei der empirischen Überprüfung sprachwissenschaftlicher Theorien? Darüber hinaus gebe ich einen Ausblick, wie Methoden der Computerlinguistik auch in eher hermeneutisch geprägten Wissenschaften (Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte) eingesetzt werden können.
Zweigvorsitzender: Lukas Hermann
E-Mail: lukas.hermann@tu-dortmund.de