Einblicke in die (kognitive) Struktur des Texasdeutschen

PD Dr. Verena Sauer (CAU Kiel)
Datum
13.06.2024
18:30 Uhr
Veranstaltungsort
Haus der Universität
Eine Veranstaltung von:


Zweigvorsitzender:

Dr. Alexander Willich
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Germanistik, Abt. I: Germanistische Sprachwissenschaft
Gebäude 24.53, Raum U1.85
Universitätsstraße 1
40225 Düsseldorf
Telefon: +49 211 81-15485
E-Mail: alexander.willich@hhu.de
Website: https://bit.ly/3c6Y4Th

 

Abstract:

Als sich die ersten deutschen Einwander*innen in den 1830er Jahren in Texas niederließen, brachten sie sowohl ihre Kultur als auch ihre deutsche Sprache mit in die neue Heimat und setzten sich damit von der umgebenden Sprach und Kulturlandschaft ab. So entstand im Laufe der Generationen „eine“ extraterritoriale Varietät des Deutschen Texasgerman (TxG) TxG)) in Amerika, die heute nur noch von etwa 3000 Sprecher*innen verwendet wird. Boas & Fingerhuth (2017: 96) prognostizieren daher das baldige Aussterben dieser Sprache innerhalb der nächsten 20 Jahre.

Während die sprachlichen Merkmale des TxG bereits ausführlich dargestellt wurden (vgl. Boas 2009, vgl. Eikel 1966, vgl. Gilbert 1972), liegt der Fokus der Pilotstudie auf den damit assoziierten (außer sprachlichen Merkmalen des T xG sowie der Rekonstruktion der Wissenselemente, die die Sprecher*innen mit Hochdeutsch (im Sinne von gutem Deutsch) verbinden. Auf Basis der empirischen Daten soll ein kognitives Porträt des TxG gezeichnet und die beiden Forschungsbereiche der Kontaktlinguistik und der Variationslinguistik miteinander verbunden werden. Die folgenden Fragen leiten die Studie an:

  1. Wie strukturieren die Sprecher*innen ihren TxG Nahraum? (Mikrokartierung) Hier wird auch ein diachroner Vergleich gezogen. Neben den Interviewdaten aus dem Texas German Dialect Project (TGDP) (2022/2023) werden Interviewdaten aus einer Fragebogenerhebung von Gilbert (1963) ausgewertet. Es soll dargestellt werden, wie sich das Differenzierungspotenzial der Sprecher*innen innerhalb von 60 Jahren verändert hat.
  2. Welche (extra-)linguistischen Merkmale werden zur Strukturierung des kognitiven texasdeutschen Raumes benannt? Neben sprachlichen Merkmalen, die sich z. B. auf das Lexikon oder die Morphologie der texasdeutschen Varietät(en) beziehen, nennen die Befragten auch nicht sprachliche Merkmale, die es ihnen ermöglichen, die einzelnen Regionen zu unterscheiden.
  3. Verfügen die Sprecher*innen über ein Konzept Hochdeutsch? Im Interview gehen die Befragten auch auf ihre Vorstellung von Hochdeutsch, im Sinne von gutem Deutsch, ein und erörtern, mit welchen Räumen oder Sprecher*innen etc. sie dies assoziieren.

Im Vortrag werden erste Ergebnisse der Pilotstudie, die in enger Zusammenarbeit mit dem TGDP an der University of Texas at Austin entwickelt wurde, vorgestellt und diskutiert. Die Daten erhebung erfolgte im Rahmen von Interviews mit TxG Sprecher*innen innerhalb des sogenannten German Belt in Texas.