19. November 2025

Florian Schroeder hat Medienpreis für Sprachkritik und Sprachkultur erhalten

© Paul Müller

Der renommierte Entertainer, Autor und Beobachter der deutschen Sprache Florian Schroeder wurde am 14. November 2025 mit dem Medienpreis für Sprachkritik und Sprachkultur der Hans-Oelschläger-Stiftung und der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ausgezeichnet. Der Preis würdigt sein facettenreiches Engagement für eine sprachbewusste Öffentlichkeit. Der Aktionskünstler und Philosoph Philipp Ruch, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS), hielt die Laudatio auf Florian Schroeder.

Lesen Sie hier den Bericht zum Abend aus dem Wiesbadener Kurier – oder hören Sie in unserer Podcastfolge ein Interview mit dem Preisträger!

Sprachpreis für Florian Schroeder

Der Kabarettist hat im Hotel Nassauer Hof den Medienpreis für Sprachkritik und Sprachkultur entgegengenommen. In den Ansprachen dominierten eher düstere Prognosen.

WIESBADEN. Er möchte die Aufmerksamkeit der Menschen wecken, sie irritieren, mit sich selbst konfrontieren, ermutigen, Haltung zu zeigen und Position zu beziehen – „Haltung kann man schließlich auch einnehmen, um sie zu verändern“: Der Kabarettist Florian Schroeder, in Wiesbaden mit dem Medienpreis für Sprachkritik und Sprachkultur der Hans-Oelschläger-Stiftung und der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ausgezeichnet, macht aus seiner Begeisterung für Sprache, die er pointiert und gleichzeitig überaus humorvoll nutzt, um „die Wirklichkeit so spielerisch wie möglich widerzuspiegeln“, keinen Hehl. In seiner Dankesrede für die Verleihung des Preises im Hotel Nassauer Hof beklagt Schroeder die „Identitätsversessenheit unserer Zeit“ und wird – ebenso wie Laudator Phillip Ruch – nicht müde, vor der sich verschärfenden Gefahr des Faschismus‘ zu warnen. „Die heutige faschistische Bewegung hat keine klare Sprache, sie wird geprägt von einer Schein-Offenheit, ihr Sprachstil will Gefühlsräume schaffen“, so Schroeders Beobachtung. Eben darin sieht er die Gefahr, denn das derart vermittelte Denken sickere ins bürgerliche Lager und bilde mit Extremisten eine „Gefühlsgemeinschaft“: Und es sei viel schwieriger, Gefühle als etwas Belegbares zu widerlegen. Der Kabarettist, seit mehr als 20 Jahren auf Bühnen und auch im Fernsehen unterwegs, schreckt bei seinen Aufklärungsbemühungen vor (fast) nichts zurück. Auch nicht vor einem Auftritt bei einer Anti-Corona-Demonstration im Jahr 2020 in Stuttgart, als die „Querdenker“ ihn eingeladen hatten, weil sie eine seiner Satiren gründlich missverstanden hatten.

„An den Abgrund zurückgeführt“

Eben diese Unerschrockenheit würdigt Laudator Phillip Ruch, Aktionskünstler, Gründer sowie künstlerischer Leiter des Zentrums für Politische Schönheit. Ruch beklagt, dass „unser Jahrhundert an den Abgrund zurückgeführt wird“, und, prognostiziert mit Blick auf die 2026 auch in Sachsen-Anhalt anstehende Landtagswahl, dass die „AfD im Land der Holocaust-Täter stärkste Kraft“ werden könnte. Der Laudator (44), der „die Gleichgültigkeit meiner Generation zu durchbrechen“ sucht, bemüht die Reichstagswahl aus dem Jahr 1930, um aufzuzeigen, dass „wir den Umbruch in der Weimarer Republik niemals richtig verstanden haben“. Den Nationalsozialisten seien seinerzeit bei ihrem rasanten Aufstieg Weltwirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit zugutegekommen – dieser bedürfe es heute nicht. „Florian Schroeder ist ein Feinmechaniker der politischen Sprache in unserem Land“, sagt Ruch, „er schaut nicht weg, sondern genau hin, wir können froh sein, ihn zu haben.“

„Sprache mit Intelligenz und Witz“

Seinem „herzlichen Chapeau“ auch dafür, dass Schroeder immer wieder unter Beweis stelle, dass „Sprache nicht trennt, sondern verbindet“, haben sich eingangs bereits Professor Dr. Jochen Bär, Vorsitzender der GfdS, und Bürgermeisterin Christiane Hinninger (Grüne) in kurzen Grußworten angeschlossen. „Sprache ist das Wichtigste, was wir haben, Sprache ist nicht nur Werkzeug, sondern Teil der Kultur“ unterstreicht Bär, der auch die parodistischen Fähigkeiten des Preisträgers bei der Imitation Prominenter würdigt, Hinninger attestiert Schroeder eine „Sprache mit Intelligenz und Witz“. Viele lobende Worte im Meistersaal des Hotels, in dem Florian Schroeder neben der Preisverleihung ein festliches Abendessen und die ganz besondere dynamische Musik des Kammermusikensembles Laubenheim („Kamel“) erwartet.

Christina Oxfort
Wiesbadener Kurier, 19.11.2026

Bilder des Abends

Alle Bilder: © Paul Müller

Wortcast-Interview mit Florian Schroeder

Wer ist eigentlich der Mensch Florian Schroeder? In unserem Wortcast spricht der Kabarettist über einen »dunklen Fleck« in seiner Jugend, der einen Professionalisierungsprozess von der »Konkurrenz« zur »Kooperation« nach sich zog. Der »Mephisto des deutschen Kabaretts« schildert, inwiefern man sich für seinen Berufsstand ein dickes Fell zulegen muss, und erklärt seine vielfältigen Arbeitsbereiche als Comedian, Podcaster, Stimmenimitator und Publizist und Gastdozent der Universität der Künste in Berlin. Hören Sie hier die erste von zwei Folgen: