Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2015

Wieso muss der Molch als Lustmolch herhalten?

[F] Was hat der Lustmolch eigentlich mit dem Tier zu tun und woher stammt der Bezug zur Libido?

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[A] Der Lustmolch wird heute umgangssprachlich und oft scherzhaft anstelle des immer seltener gebrauchten Lüstlings verwendet. Gemeint ist hiermit ein lüsterner Mann, der über das normale Maß hinaus sexuelles Verlangen entwickelt und häufig flirtet.

Der Molch stellt in diesem zusammengesetzten Substantiv das zentrale Element, den Kern des Wortes dar. Es handelt sich hierbei um eine Weiterbildung des althochdeutschen mol (›Salamander, Eidechse‹). Heute wird der Molch unter anderem als Bezeichnung für einen bestimmten Vertreter der Schwanzlurche gebraucht, der der Eidechse körperlich stark ähnelt.

Des Weiteren kann der Molch im abwertenden Sinne verwendet werden, um eine männliche Person zu bezeichnen (z. B. trüber, verstaubter Molch). Der Ursprung dieser wenn auch veraltenden Verwendung lässt sich folgendermaßen erklären: Der Molch wurde früher als ein giftiges und selbst im Feuer ausdauerndes Untier angesehen. Dieses Bild übertrug sich schließlich von der Tierwelt auf den Menschen, sodass später »böse und giftige« Frauen oder Männer als Molche bezeichnet wurden. Warum der Gebrauch des Wortes heute nur noch in Verbindung mit männlichen Personen üblich ist, wird in der uns bekannten Literatur jedoch nicht erläutert.

Das Substantiv Lust stellt das Bestimmungsglied des Wortes dar, das den Molch näher definiert. Es geht auf das althochdeutsche Wort lust zurück, welches die ursprüngliche Bedeutung ›Neigung‹ trägt und woraus im Laufe der letzten Jahrhunderte zahlreiche Zusammensetzungen entstanden sind, wie z. B. Lustgarten und Lustspiel im 16. Jahrhundert. Diese gehen entweder von der Verwendung des Wortes Lust im Sinne von ›angenehme Empfindung, Vergnügen, Freude‹ aus oder im Sinne von ›Verlangen, geschlechtliche Begierde‹. So bedient sich der seit dem späten 19. Jahrhundert gebrauchte Lustmolch der letzteren Verwendung, wie die obige Definition des Lüstlings bereits verrät.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Lustmolch seine negative Konnotation zum einen durch die frühere Bedeutung von Molch als giftige und ungern gesehene Amphibie erhält. Da das Ausleben der sexuellen Triebe zudem in der Öffentlichkeit allgemein als verpönt gilt, wird dieser Tadel, der schon im Wort Molch steckt, in Kombination mit der Lust als vorangestelltes Wortglied noch zusätzlich verstärkt.