Ausgabe: Der Sprachdienst 3/2023

Ist das Wort dumm tabuisiert?

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[F] Darf man heute noch jemanden ohne Bedenken als dumm bezeichnen?

[A] Sollten Sie auf eine mögliche Tabuisierung des Wortes anspielen: Die gibt es nicht, insofern dürfen Sie heute noch Personen als dumm bezeichnen. Doch auf anderer Ebene sollte man sich Gedanken um die Verwendung machen, nämlich auf der subjektiven, persönlichen: Das Wort dumm hat eine negative Konnotation, daher wird es häufig als Beleidigung verwendet. Laut Duden (Großes Wörterbuch der deutschen Sprache, Mannheim 2012) ist dumm als ›nicht klug, von schwacher, nicht zureichender Intelligenz‹ zu verstehen und kommt in Ausdrücken wie dummer Mensch, sich dumm stellen vor. Durch seine Bedeutung bezieht sich das Wort also stark auf etwas sehr Persönliches, denn jemanden als dumm zu bezeichnen, stellt seine Intelligenz infrage.

Das Wort dumm geht auf das Mittel- bzw. Althochdeutsche zurück. Dort bedeuteten tump bzw. tumb so viel wie ›verqualmt‹, zum Substantiv toum für ›Qualm‹. Sinngemäß sind die Wörter als ›verdunkelt‹ bzw. ›mit stumpfen Sinnen‹, also ›stumpfsinnig‹, zu deuten. Hierin ist sicher bereits die Basis für eine negative Konnotation gelegt. Doch darüber hinaus ist dumm heute auch im Sinne von ›nicht zu Ende gedacht‹ oder ›unbedacht‹ zu verstehen und daher unserer Meinung nach auch in eher neutralem Zusammenhang zu verwenden.

Letztlich geht es bei dumm, wie häufig bei Ausdrücken, die auch als Beleidigung verstanden werden können, eben nicht nur um die sprachlich-semantische Komponente des Wortes, sondern auch um die Gefühle der adressierten Person, um subjektive Wahrnehmung. Wie auch immer das Wort gemeint sein mag: Ausschlaggebend ist, wie es vom Gegenüber interpretiert wird. So kann dumm in gewissen Situationen zwar in neutraler Absicht verwendet werden, doch dabei gänzlich anders aufgefasst werden.

Unser Fazit ist also: Das Wort dumm kann zwar rein sprachlich bedenkenlos verwendet werden, dennoch sollte man sich über die Konsequenzen im Klaren sein, die seine Verwendung in Bezug auf Personen nach sich ziehen könnte, nämlich meist negative Gefühle wie Verletztsein, Wut, Unverständnis; seltener wird es neutral aufgefasst. Unbedenklicher ist es hingegen, Sachverhalte als dumm zu bezeichnen, denn dies lässt sich leichter objektivieren.

Quellen

Deutscher Wortschatz/Leipzig Corpora Collection, https://wortschatz.uni-leipzig.de/de/ (Stand: 21.10.2022).

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, https://www.dwds.de/ (Stand: 21.10.2022).

Duden. Das Universalwörterbuch, Mannheim 2001.

Duden online, https://www.duden.de/rechtschreibung/Smartphone (Stand: 21.102022).

Meyers Großes Konversationslexikon (1905–1909), digitale Version: https://www.woerterbuchnetz.de/#0 (Stand: 21.10.2022).