Der Sprachdienst 4–5/2022

Kasus und Komma nach als und wie

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[F] Ich stolpere immer wieder über das kleine Wörtchen als. Welcher Kasus steht danach – und setze ich davor ein Komma oder nicht?

[A] Mit diesen Fragen sind Sie nicht allein, denn es ist immer auch abhängig vom Kontext, welcher Kasus nach den Vergleichswörtern als und wie gewählt wird und ob davor ein Komma gesetz t wird, was zu Verwirrung führen kann. Aber der Reihe nach:

Der Kasus nach den Vergleichswörtern als und wie

Die Wahl des Kasus nach den Vergleichswörtern als bzw. wie ist davon abhängig, in welchem Kasus der gesamte Vergleich steht, also von der Funktion innerhalb des Satzes. Das klingt erst einmal einfach, aber genauer betrachtet kann es mitunter recht verzwickt sein, den richtigen Kasus zu ermitteln.

Steht das Bezugswort im Nominativ, Dativ oder Akkusativ (hier rot markiert), dann erfolgt der Anschluss im gleichen Kasus (fett markiert).

Nominativ: Sie als treuer Kunde profitieren von unserem besonderen Angebot.
Dativ: Zum Jubiläum machen wir
Ihnen als treuem Kunden ein besonderes Angebot.
Dativ:
Mir als überzeugtem Vegetarier ist das wichtig.
Akkusativ: Als überzeugten Vegetarier betrifft
mich das nicht.

Der erste Schritt ist also, das Bezugswort zu identifizieren und zu ermitteln, in welchem Kasus es steht. Dann kann im Anschluss der Kasus der als-Gruppe danach ausgerichtet werden. Wir merken uns also das Schlagwort Kasuskongruenz: Die als-Gruppe hat den gleichen Kasus wie der Bezugsausdruck.

Ein Sonderfall liegt vor, wenn das Bezugswort im Genitiv steht. Dann muss darauf geachtet werden, ob ein Artikelwort (z. B. der, eine, dieses) enthalten ist oder nicht.

Enthält die als-Gruppe ein Artikelwort oder ein Adjektiv, steht sie wie der Bezugsausdruck in der Regel im Genitiv:

Das Finden der eigenen Stimme als eines zentralen Teils Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.
Das Finden der eigenen Stimme als eines Teils Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.
Das Finden der eigenen Stimme als zentralen Teils Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.

Um die Aneinanderreihung mehrerer Genitive zu vermeiden, wird die als-Gruppe trotz Artikelwort und/oder Adjektiv jedoch häufig in den Nominativ gesetzt:

Das Finden der eigenen Stimme als ein zentraler Teil Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.
Das Finden der eigenen Stimme als ein Teil Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.
Das Finden der eigenen Stimme als zentraler Teil Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt

Enthält die als-Gruppe kein Artikelwort oder Adjektiv, steht sie zumeist im Nominativ:

Das Finden der eigenen Stimme als Teil Ihrer Identität wird im nächsten Kapitel behandelt.

In einigen Zweifelsfällen, wo der Kasus der als-Gruppe auf unterschiedliche Bezugsausdrücke zurückgeführt werden kann, kann eine veränderte Satzstellung für Klarheit sorgen:

Wir begrüßen Sie als Reisende. (Reisende kann sich entweder als Nominativ auf wir beziehen oder als Akkusativ auf Sie)

Hier greift die Regel der Adjazenz: Das nächststehende Substantiv wird zumeist als Bezugsausdruck gewertet. Soll sich die als-Gruppe auf das Subjekt wir beziehen, kann umformuliert werden:

Wir als Reisende begrüßen Sie.

Kasuskongruenz nach wie1

Ähnlich stellt es sich bei einem Vergleich mit wie dar. Wird ein Nominalausdruck mit wie auf einen anderen Nominalausdruck bezogen, so steht der mit wie eingeleitete Satzteil im gleichen Fall wie der Bezugsausdruck, z. B.:

Dieser Bursche aus Mainz spielt Pässe wie ein junger Fußballgott.
Die Promovenden dienten dem Professor wie einem Despoten.
Die Mathelehrerin hat die kleine Lina getadelt wie einen Hund.

Vereinzelt kann man durch die Wahl des Falles verschiedene Bezüge herstellen, die dann zu erheblichen Bedeutungsverschiebungen führen, z. B.:

Der Oberarzt behandelt den Patienten wie einen Klippschüler. (Bezug auf das Objekt, Akkusativ, hier wird der Patient zum Klippschüler)
Der Oberarzt behandelt den Patienten wie ein Klippschüler. (Bezug auf das Subjekt, Nominativ, hier ist der Oberarzt der Klippschüler)

Das Komma vor wie und als

Ob man vor den Vergleichswörtern wie oder als ein Komma setzt oder nicht, hängt davon ab, ob die Vergleichswörter einen Nebensatz einleiten oder nicht.

Einen Nebensatz erkennt man daran, dass er ein Subjekt und ein Prädikat aufweist:

Mit Komma: Lisa ist deutlich kleiner, als Max es ist.
Ohne Komma: Lisa ist deutlich kleiner als Max.
Mit Komma: Unser Lehrer ist genauso doof, wie wir es uns dachten.
Ohne Komma: Unser Lehrer ist genauso doof wie wir.

Das Wort als kann unterschiedliche Funktionen in einem Satz haben. Es nimmt zum einen oft die Rolle einer Konjunktion ein, die Sätze miteinander verbindet. Wenn als einen Haupt- und einen Nebensatz mit Verb verbindet, muss ein Satzzeichen verwendet werden, z. B.:

Ich habe noch geschlafen, als die Sonne aufging.

Außerdem wird ein Komma gesetzt, wenn sich eine Infinitivgruppe anschließt, z. B.:

Er könnte sich nichts Schöneres vorstellen, als auszuschlafen.

Zum anderen kann als einen Vergleich einleiten, allerdings wird bei einem Vergleich ohne Prädikat kein Komma gesetzt, z. B.:

Er ist größer als alle seine Mitschüler.

Es gibt sicher Sätze und Kontexte, die von den hier genannten Beispielen nicht abgedeckt sind. Doch fürs Erste sollte dies einen guten und sortierten Überblick über Kasus und Komma in Zusammenhang mit als– und wie-Gruppen geben.


[1] Über das hier Geschriebene hinausgehend zum Kasus: Kasus nach sich sehen als.