4. Juli 2024

Von Titanen und einträchtigen Spielern: Ein Blick auf kraftstrotzende und kuriose Vereinsnamen

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Auch wenn die Fußball-EM noch läuft und die Fans bei vielen spannenden Spielen mitfiebern können: Nach der Europameisterschaft ist vor der Bundesliga. Dann treten wieder Borussen gegen Fohlen an, und die Königsblauen werden versuchen, von der zweiten in die erste Liga aufzusteigen. Doch nicht nur die Bundesligavereine, auch die Nationalmannschaften haben interessante Bezeichnungen. Wie diese zustande kommen, darauf gibt die Onomastik, die Namenkunde, eine Antwort. Sie widmet sich der Bedeutung, Verbreitung und Herkunft von Namen.

Vereinsnamen beruhen im Grunde auf einer recht einfachen Bildung: Es handelt sich in der Regel »um eine Kombination von allgemeinen Wörtern (Klassenbezeichnungen, Adjektiven) und Namenwörtern (Landschafts- und Siedlungsnamen), zu denen noch die Gründungsjahre der Vereine und bestimmte Beinamen hinzugefügt werden können«, erklärt Peter Schlobinski (2010: 78). Der Name 1. FC Schweinfurt 1905 gebe also die Sportart an (FC für ›Fußballclub‹), den Ort (Schweinfurt) und das Gründungsjahr (1905).

Heimatliche Verbundenheit wird auch durch Städtenamen ausgedrückt

Dann gibt es aber noch eine ganze Reihe von Beinamen, die weitere Funktionen haben: »Kraft, Leistungsbereitschaft und Erfolgszuversicht« drücken Schlobinski zufolge Vereinsnamen wie SV Wacker 90 Nordhausen oder FC Titania Stettin aus. »Kameradschaftlichkeit und Zusammenhalt« vermitteln SC Concordia Hamburg oder SG Eintracht Frankfurt. Eine »heimatliche Verbundenheit« wird laut Schlobinski oft durch »Stammes-, Landschafts-, Städte- und Flussnamen ausgedrückt: FC Bayern München, FC Erzgebirge Aue, BV Borussia Dortmund, SC Preußen Münster. International gibt es auch nach Personen benannte Fußballvereine wie Club Atlético Bolívar (La Paz, Bolivien), Julius Berger FC (Lagos, Nigeria) oder Xamax Neuchâtel (Schweiz). Xamax bezieht sich auf den Fußballer und Vereinsmitbegründer Max Abegglen.« (Ebd.)

Kurios können Spitznamen von Vereinen wirken, die mitunter metaphorischen Charakter haben: Der SG Schlaitz 1956 trägt den Beinamen Klebarsch. Dieser rührt daher, dass »die Aktiven nach Spielschluss auf ihren Plätzen ›klebten‹, um ihren Durst zu stillen«. (Ebd.: 79) Der Beiname sei sogar in Anführungszeichen in den Vereinsnamen eingebunden worden. Bei vielen Vereinen werde jedoch der etablierte Spitzname anstelle der offiziellen Bezeichnung genutzt. Das ist laut Schlobinski bei den roten Teufeln so (1. FC Kaiserslautern), bei den Löwen (TSV 1860 München oder Eintracht Braunschweig) und bei der alten Dame (Hertha BSC). (Ebd.: 80)

La Mannschaft wird in Frankreich noch so genannt

Doch auch die Fußballnationalmannschaften tragen Spitznamen: So hat sich zwar der Name für das Team der deutschen Nationalelf, Die Mannschaft, hierzulande nie richtig durchgesetzt, weswegen ihn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wieder zurückgenommen hat. Im Ausland wie beispielsweise in Frankreich ist aber La Mannschaft noch geläufig. Gemeinhin ist in Deutschland von der Nationalmannschaft die Rede. Die Niederländer werden als Elftal bezeichnet, was ›Ansammlung von elf Dingen‹ bedeutet und natürlich auf die elf Spieler zurückgeht. Oranje als weiterer Spitzname bezieht sich auf das niederländische Königshaus Oranien-Nassau, wobei Oranjes in den Niederlanden nur Mitglieder des Königshauses heißen. Die Slowenen wiederum werden Zmajceki genannt, die Drachen. Der Spitzname bezieht sich auf die Hauptstadt Lubljana, die auch »Stadt der Drachen« genannt wird und das Fabelwesen als Symbol im Wappen hat. Die ukrainischen Spieler werden als Schwoto-Blakytni bezeichnet, was ›die Gelb-Blauen‹ heißt und sich auf die Landesflagge bezieht. Gebräuchlich ist dort auch Sbirna ›Auswahl‹.

Quellen

»Blaue, Karierte und jede Menge Tiere: Das sind die Spitznamen der 24 EM-Teilnehmer«. rp-online, aktualisiert am 7.6.2024, https://rp-online.de/sport/fussball/em/andere-teams/em-2024-das-sind-die-spitznamen-der-24-teilnehmer_bid-114102635#23 (Stand: 10.06.2024)

Schlobinski, Peter: Keeper, Elf und Gurkenpass. (K)ein Wörterbuch der Fußballsprache. Mannheim 2010.

Sportredaktion RND: Von »Squadra Azzurra« bis »Die Mannschaft«: Das sind die Spitznamen der EM-Teams. Sportbuzzer, 25.6.2021, www.sportbuzzer.de/fussball/em/von-squadra-azzurra-bis-die-mannschaft-das-sind-die-spitznamen-der-em-teams-2CDFDF37E2223254AC7CFB7DFF.html (Stand: 10.06.2024).