Ausgabe: Der Sprachdienst 6/2024

Leerzeichen und Festabstände

Abb.: Geviert (= das Quadrat der Breite von M, daher im Engl. »em«), Halbgeviert (»en«), Drittel-, Viertel-, Sechstel- und Achtelgeviert; rechts ein Spatium beim Schriftbeispiel in Palatino, 60 pt (wie bei m/n) © GfdS

Heute geht es um eigentlich gar kein und dabei ein doch so wichtiges Zeichen: das Leerzeichen, auch Leerschritt, Leerraum oder, fachsprachlich, Spatium genannt. Es dient in erster Linie der Abtrennung einzelner Wörter und damit der besseren Lesbarkeit von Texten. Denn kaum zu glauben: Bis ins 7. Jahrhundert hinein gab es keinen Wortabstand, Wörter wurden bei der scriptura continua einfach aneinandergesetzt. KönnenSiesichdasvorstellen?

Innerhalb eines Textes im sogenannten Flattersatz, also z. B. in einem linksbündig gesetzten Text, hat ein Leerzeichen eine konstante Breite, die zumeist die Größe eines Drittel- bis eines Viertelgevierts beträgt – das heißt, seine Breite beträgt etwa ein Viertel der Höhe des gewählten Schriftgrads. Ist ein Text in Blocksatz gesetzt, kommt dem Leerzeichen jedoch die Funktion zu, den Text auf die gesamte Zeilenbreite zu strecken (oder auch zu stauchen), es variiert somit von Zeile zu Zeile und kann sogar mehr als die Breite eines Gevierts oder weniger als die Breite eines Viertelgevierts einnehmen.

Zu unterscheiden ist das Leerzeichen in dieser Hinsicht vom sogenannten Festabstand: Dieser ist schmaler als ein Leerzeichen, hat dabei stets dieselbe Breite und sorgt dafür, dass zusammengehörige Wörter oder Zeichen im Blocksatz stets mit demselben Abstand nebeneinanderstehen. Vergleichbar ist der Festabstand mit dem sogenannten geschützten Leerzeichen: Auch dies weist im gesamten Text eine einheitliche Breite auf; wie der Festabstand ist es in der Regel schmaler als ein normales Leerzeichen. Seine Funktion besteht darin, Zusammengehöriges zusammenzuhalten: Steht beispielsweise eine aus mehreren einzelnen Buchstaben bestehende Abkürzung am Ende einer Zeile, so sorgt ein geschütztes Leerzeichen zwischen diesen Buchstaben dafür, dass nicht etwa einer dieser Buchstaben auf die nächste Zeile rutscht, nach dem Motto: alle oder keiner!

Die Breite der Leerzeichen kann je nach Einsatzort und -zweck, aber auch je nach Praxis von Designer oder Designerin variieren. Ein ganzes Leerzeichen – also ein Viertelgeviert – steht in der Regel zwischen Wörtern, ein schmaleres – ein Sechstelgeviert – oft in Abkürzungen oder vor Maß- und Mengenangaben, ein noch schmaleres – ein Achtelgeviert – z. B. innerhalb von Zahlen. In Layoutprogrammen gibt es daher zahlreiche Möglichkeiten, den Leerraum zu »gestalten«, so lassen sich dort etwa auch spezielle Interpunktionsleerzeichen, Ziffernleerzeichen und Ausgleichsleerzeichen einfügen.

Hier wird schon deutlich: Leerzeichen und Festabstände markieren nicht nur Wortabstände, sie treten auch in Zusammenhang mit Satzzeichen, Sonderzeichen, Abkürzungen, Zahlen, Daten etc. auf und folgen dann mitunter ganz unterschiedlichen Regeln. Als wäre das noch nicht genug, weichen die Regeln, die wir im Duden finden (und nach denen wir im Folgenden gehen), in einigen Punkten von denen ab, die die DIN-Norm 5008 (»Schreib- und Gestaltungsregeln für die Text- und Informationsverarbeitung«) vorgibt; so empfiehlt der Duden oftmals einen schmalen Festabstand, wo die DIN 5008 ein ganzes Leerzeichen vorsieht. Diese basiert noch heute auf der Praxis des Schreibens mit der Schreibmaschine, bei der es nicht nur für jeden Buchstaben, sondern auch für den Leerschritt nur eine Einheitsbreite gab. In der folgenden Übersicht wird der Einfachheit halber von einem (stets geschützten) Leerzeichen gesprochen (gesetzt meist als schmales Leerzeichen).

Wo werden Leerzeichen eingesetzt?

Abkürzungen: Nach einer Abkürzung steht ein Leerzeichen; das gilt auch für mehrere aufeinanderfolgende Wörter, die jeweils mit einem Punkt abgekürzt sind, etwa z. B., u. a., s. o., u. v. a. m.

Sonderzeichen: Vor bzw. nach Sonderzeichen wie §, €, %, & steht ein Leerzeichen: § 25, 8,99 €, 7 %, Lachner & Partner

Rechenzeichen: Vor bzw. nach Rechenzeichen steht ein Leerzeichen: 7 + 5 = 12, 16 x 2 = 32

Maß- und Mengenangaben: Abgekürzten Maß- und Mengenangaben geht ein Leerzeichen voran: 30 l, 50 km

Wo steht kein Leerzeichen?

Zusammenrückungen und Ableitungen: 5-%-Klausel, 7%iger Umsatzrückgang, ein 50stel, in den 1950ern

• Hoch- oder tiefgestellte Zahlen und Zeichen: Von der normalen Schriftlinie abweichende Zahlen und Zeichen wie bei Fußnoten oder mathematischen bzw. chemischen Formeln stehen ohne Leerzeichen direkt am Bezugsausdruck: nachzuschlagen im Duden4, H2O, CO2

Vorzeichen: Die Vorzeichen Minus und Plus stehen ohne Leerzeichen vor einer Zahl: –8 °C, Aura +5000

Wo schwankt der Gebrauch?

Gradzeichen: Steht das Gradzeichen in einer Temperaturangabe, so wird ein Leerzeichen nach der Zahl, aber keines vor dem C (für Celsius) gesetzt. Gibt es hingegen z. B. einen Winkel an, so steht es ohne Leerzeichen direkt hinter der Zahl: –8 °C, aber: ein Winkel von 30°

Satzzeichen: Im Im Deutschen steht vor den meisten Satzzeichen kein Leerzeichen, jedoch jeweils danach, so bei Punkt, Komma, Fragezeichen, Ausrufezeichen, Semikolon: Es ist Freitag, da gibt es Kuchen; Kekse; Ungesundes. In der Mensa! Wusstest du das?

Es gibt jedoch Ausnahmen:

Doppelpunkt als Divisionszeichen: 16 : 2 = 8

Schrägstrich in der Regel ohne Leerzeichen; zur Gliederung von Wortgruppen aber möglich: Wir empfehlen / Sie fordern eine Reform

Strichzeichen: Bindestrich ohne Leerzeichen, Gedankenstrich mit; ein Strecken- bzw. ein Bis-Strich stets ohne Leerzeichen: die Zugstrecke Hamburg–Berlin, 17–21 Uhr, der Strich für ›gegen‹ jedoch mit: das Derby Mainz – Frankfurt

Anführungszeichen und Klammern erhalten vor, aber nicht nach einer Öffnung ein Leerzeichen; beim Schließen nur ein Leerzeichen, wenn dort kein Satzzeichen steht: »Ich mag nicht«, nörgelte sie. Goethe mochte Sonnenblumen (wird behauptet)

Auslassungspunkte erhalten davor und dahinter ein Leerzeichen, wenn die Punkte für ein ganzes Wort und nicht nur einen ausgelassenen Wortteil stehen: Zum … noch eins!

Datum: Wird ein Datum nur in Zahlen geschrieben, kann es, muss es aber nicht nach Tages- und Monatsangabe ein Leerzeichen erhalten: 01.12.2024 oder 01. 12. 2024

Telefonnummern: Um eine Telefonnummer zu gliedern, wird ein Leerzeichen zwischen Vorwahl und Rufnummer gesetzt. Wird bei einer Landesvorwahl statt einer doppelten Null ein + verwendet, so steht dieses ohne Abstand vor der folgenden Zahl; zwischen Landesvorwahl und Ortsvorwahl steht wiederum ein Leerzeichen: 0611 99955-0

Zahlen: Das Leerzeichen kann verwendet werden, um große Zahlen besser erfassbar zu machen. Hierzu wird von hinten nach jedem »Dreierpäckchen « ein Leerzeichen gesetzt: 12 345 678 €, 10 000 Einwohner

Gut zu wissen: DIN 5008

DIN-Normen sorgen dafür, dass zum Beispiel Muttern auf Schrauben passen. Im Büro- und Verwaltungsbereich bietet die DIN 5008 »Schreib- und Gestaltungsregeln für die Text- und Informationsverarbeitung«, beispielsweise was wo in Geschäftsbriefen steht. Für Furore sorgte 1996  das Datumsformat nach ISO 8601, das statt 31.01.2025 nur noch 2025-01-31 zuließ. 2001 wurde dies zwar aufgehoben, seit 2020 aber nur noch für innerdeutsche Post.

Frauke Rüdebusch