Muttersprache 1/2013
Demiray, Nihan
Kulturelle Verortung der Routineformeln. Ein deutsch-türkischer Vergleich
Bei dem vorliegenden Aufsatz geht es um die Untersuchung formelhafter Äußerungen im Deutschen und Türkischen. Als Gegenstand der vorliegenden Untersuchung wurden einige Gruppen der Routineformeln in beiden Sprachen gewählt, welche die Eigenschaft aufweisen, im Alltag sehr häufig verwendet zu werden. Die ausgewählten Routineformelgruppen sind die Grußformeln, die Wunschformeln, die Dankesformeln und die Abschiedsformeln. In dieser Studie werden neben den genannten Routineformeln auch die Sprechakte untersucht, die mit den Routineformeln zum Ausdruck gebracht werden. Um dem Fremdsprachenlernenden die Aneignung solcher formelhaften Äußerungen zu erleichtern, soll diese Studie die betreffenden formelhaften Äußerungen der Zielsprache mit denen der Ausgangsprache vergleichen und den Routineformeln der Zielsprache Routineformeln aus der Ausgangsprache als funktionale Äquivalente zuschreiben.
The article explores formulistic expressions in German and Turkish. The subject matters in the present analysis are several routine phrases in both languages which possess the characteristic of being used frequently in everyday conversation. The selected groups of routine phrases are the phrases to greet, to request, to thank and to say goodbye. The present contribution also thematizes the speech acts which are expressed by the routine formulas. To make it easier for language learners to pick up formulaic expressions of this type, this study aims to compare the formulaic phrases of the target language to those in the source language, and to assign set phrases in the target language to set phrases in the source language as functional equivalents.
David, Monika/Maslach, Justyna
Der Förderkurs als spezielle Form des Integrationskurses
Lern(un)gewohnte Teilnehmer, fossilisierte Sprachbestände und didaktische Implikationen
Deutschland kommt als Einwanderungsland die Aufgabe zu, auch den Mitbürgern mit Migrationshintergrund Sprachkenntnisse zu vermitteln und eine mündige Partizipation am Staate zu ermöglichen. Die sog. Förderkurse stellen ein Mittel der nachholenden Integration dar und richten sich vornehmlich an Altzuwanderer, eine bislang häufig vernachlässigte Teilnehmergruppe. Da bislang weder vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge noch von anderen Beteiligten die in diesem Zusammenhang relevanten Begrifflichkeiten Fossilisierung und Lernungewohntheit definiert wurden, werden im Folgenden die wesentlichen Merkmale dieser Konzepte gezeichnet. Ausgehend von Larry Selinkers Definition wird Fossilisierung als ein Phänomen des ungesteuerten Erwerbs definiert, das zumeist einer lokalen Entwicklungsstagnation gleichzusetzen ist. Der Prozess der Fossilisierung kann jedoch zu jedem Zeitpunkt aufgehalten werden. Zum besseren Verständnis der oft bildungsfernen Förderkursteilnehmer wird zudem Lernungewohntheit definiert, wobei vor allem auf die Unterscheidung zwischen »primär«, »verlernt« und »sprachlernbezogen« eingegangen wird. Auf Grundlage dieser Begriffsbildungen und einer im Jahr 2009 durchgeführten Studie, deren Ergebnisse hier kurz skizziert werden, werden abschließend mögliche (didaktische) Konsequenzen für den Unterricht herausgestellt.
As a country of immigration, Germany is faced with the task of providing language skills to its citizens with an immigrant background and qualifying them for mature political participation. The socalled »Förderkurse« (remedial courses) constitute an instrument of catching up on integration and aim primarily at »Altzuwanderer« (immigrants with a long duration of stay in Germany), a group of people that has often been neglected. Since neither the Federal Office for Migration and Refugees nor other parties involved have yet defined the relevant terms fossilisation and Lernungewohntheit (educational alienation), the fundamental features of these concepts are described below. On the basis of Larry Selinker’s definition, fossilisation is defined as a phenomenon of undirected acquisition, which can be compared to a local stagnation of development. However, the process of fossilisation may be stopped at any time. For a better understanding of the often uneducated participants educational alienation will be discussed with special emphasis placed on the distinction between »primary«, »unlearned« and »language learning based«. Based on these notions and a study conducted in 2009, the results of which are briefly delineated, we will conclude by outlining possible (didactic) implications for the classroom.
Öncü, Mehmet Tahir
Recht und Rechtssprache der modernen Türkei im Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit den kulturellen und sprachlichen Besonderheiten des neuen türkischen Strafgesetzbuchs (YTCK) auseinander. Ein besonderes Merkmal gilt dabei dem osmanischen Sprach- und Kulturgut im neuen türkischen Strafgesetzbuch, in dem sich der Einflussfaktor des alten türkischen Strafgesetzbuchs (ETCK) offenbart. Anhand von Beispielen aus dem YTCK soll der kulturelle und sprachliche Wandel des YTCK diskutiert werden. Ausschlaggebend für diesen Beitrag ist, dass eine gewisse Parallele zwischen dem osmanisch türkischen Hintergrund der türkischen Rechtssprache und dem latein-deutschen Hintergrund der deutschen Rechtssprache besteht.
The study examines the present cultural and linguistic characteristics of the New Turkish Penal Code (YTCK). It is seen that there have been some effects of Ottoman language and culture which used to be in Old Turkish Penal Code (ETCK). In this study, it will be discussed how cultural and linguistic change of the New Turkish Penal Code (YTCK) has been developed by taking the sample articles into consideration. The common feature which makes the study important is Ottoman-Turkish language used in the New Turkish Penal Code goes parallel to German Legal Law which has the origin of Latin-German language.
Schneider-Wiejowski, Karina/Ammon, Ulrich
Deutschlandismus, Germani(zi)smus, Teutonismus. Wie sollen die spezifischen Sprachformen Deutschlands heißen?
Das Deutsche ist eine plurizentrische Sprache, weil sie in mehreren Staaten Amtssprache ist, wo sich dann auch jeweils standardsprachliche Besonderheiten (Varianten) finden. Vor allem verfügen die drei größeren deutschsprachigen Nationen, Deutschland, Österreich und die Schweiz, über eine ganze Reihe spezifischer Formen, die andernorts nicht als korrekt empfunden werden oder gelten: Während sich für die österreichspezifischen Varianten der deutschen Sprache der Ausdruck »Austriazismus« und für die schweizspezifischen Formen der Ausdruck »Helvetismus« eignet und auch schon gebräuchlich ist, fehlt bislang ein eingängiger und allgemein akzeptierter Name für die in Deutschland geltenden spezifischen Varianten – möglicherweise, weil in der Vergangenheit oftmals angenommen worden ist, dass das Deutsche, das in anderen Ländern wie bspw. der Schweiz und in Österreich gesprochen werde, kein »richtiges Deutsch« sei. Unser Aufsatz versteht sich aus diesem Grunde als (längst überfällige) Diskussion des Terminus »Teutonismus«, den wir empfehlen und für den wir begründen, warum er uns von diversen denkbaren und teilweise kursierenden Alternativen als der am besten geeignete erscheint.
Because the German language has official status in several countries or nations and because one can find specific standard variants of German in each of them, German is known as a pluricentric language. Especially the three largest German-speaking countries – Germany, Austria and Switzerland – use a considerable number of national standard variants, many of them even codified in dictionaries, which are not used or not even considered correct in the other German-speaking countries. However, scientific terms are not readily available for all of these national variants. Whereas the term »Austriazismus (pl. Austriazismen)« has been used for the national variants of German in Austria and »Helvetismus (pl. Helvetismen)« for those of German in Switzerland, a similarly neat and generally accepted term for the German variants of German is still missing – which may, by the way, be partially due to the wide-spread but wrong idea that the standard German of Germany is not specific for any particular German-speaking country but is, in fact, general German. This article argues in favour of the occasionally but not yet established, rather even rejected, term »Teutonismus (pl. Teutonismen)« for the specific standard variants of German in Germany.
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