Muttersprache 2/2013

Jesenšek, Vida
Sprichwortgebrauch heute. Linguistische und sprachdidaktische Überlegungen

An der festen Position der Sprichwörter (Parömien) im heutigen Sprachgebrauch kann man nicht zweifeln; korpusempirische Sprachdaten belegen ein bedeutend häufiges Vorkommen in vielen kommunikativen Domänen. Wurden sie einst in erster Linie als stilistisch-rhetorische und didaktische Mittel aufgefasst, so kann man gegenwärtig einen deutlichen formal-strukturellen und funktionalen Wandel im Sprichwortgebrauch nicht übersehen. Dieser besteht im häufigen innovativ-kreativen, spielerischen textuellen Einsatz, der weitgehend durch ihr vielfältiges Variations- und Transformationspotenzial begründet ist und in der Regel intendierte stilistischpragmatische funktionale Auswirkungen zur Folge hat. Aus (fremd-)sprachendidaktischer Sicht sollte das Phänomen durchaus von Interesse und in das Sprachenlernen integriert sein. Das ist aber weitgehend noch nicht der Fall. Möglicherweise spielen dabei alte traditionalistische Einstellungen zu den Sprichwörtern und angenommen mangelhafte Kenntnisse zu den formalstrukturellen und semantisch-pragmatischen Sprichwort-Eigenschaften eine Rolle. Hauptziel des vorliegenden Beitrags ist es somit, auf jene Sprichwort-Merkmale hinzuweisen, die von (fremd-) sprachendidaktischer Relevanz sind und Konsequenzen für das Sprachenlernen haben sollten.

Tang, Chunyan/Zhao, Jin
Vergleichende Studie von Stellenangeboten im Chinesischen und Deutschen unter pragmatischem Aspekt

In der vorliegenden Arbeit geht es um eine empirische Untersuchung der Textsorte Stellenangebot im Rahmen der pragmatischen Linguistik. Auf der Grundlage von 382 Stellenangeboten werden vier Teilkorpora gebildet, nämlich ein deutsches und ein chinesisches jeweils für die Jahre 1900 und 2000, um durch die sychronischen wie diachronischen Analysen die interlingualen wie historisch verursachten Differenzen, aber auch Gemeinsamkeiten dieser Textsorte festzustellen. Das kann nicht zuletzt zum Aufzeigen, zur Bestimmung bzw. zum Verstehen der kulturspezifischen Merkmale der Textsorte beitragen.

The following work is an empirical study of job offers within the framework of pragmatic linguistics. Basing on 382 job offers, four separate text corpora are assembled, namely a German and a Chinese one for the years 1900 and 2000 respectively. Applying synchronic and diachronic analyses, the goal is to assess the interlingual and historical differences and similarities of this kind of texts. This will contribute to the display, definition and understanding of the culturally specific characteristics of this type of texts.

Elsner, Daniela
Konservatismus im Spracherwerb

In diesem Aufsatz argumentieren wir dafür, dass deutschsprachige Kinder sich beim Erwerb komplexer Konstruktionen stark an festen Strukturen orientieren. Auf Grundlage einer Analyse natürlicher Sprachdaten (CHILDES1) können wir zeigen, dass diese festen Strukturen zum Teil als Konstruktionen mit einer besonderen Funktion zu beschreiben sind. Im Spracherwerb erleichtern diese festen Formen den Kindern den Erwerb von hypotaktischen Strukturen. Daraus schließen wir, dass die Kinder nicht generell kreativ mit Sprache umgehen, sondern sich beim Erwerb bestimmter Strukturen eher konservativ verhalten und z. B. Matrixsätze am häufigsten mit wenigen Verben bilden, die zudem in einer bestimmten Form auftreten.

In this article we argue that German speaking children, who acquire complex constructions, strongly rely on certain formulaic structures. On the basis of a corpus analysis of natural language data (CHILDES1) we can show that those formulaic structures can partly be described as constructions with a specific function. The acquisition process is supported by those formulaic structures insofar as they facilitate the perception and production of complex structures. From this we conclude that children do not in general use language in a creative way, but tend to be more conservative when acquiring certain structures, for example when producing matrix clauses with only a limited number of verbs appearing in a certain form.

Donalies, Elke
Hoffentlich ordentlich – Kleine Dokumentation eines speziellen lich-Typs

Die Bildung von Adjektiven mit dem Suffix lich ist im Deutschen hochproduktiv. In diesem Beitrag wird ein spezieller Typ von lich-Adjektiven gründlich dokumentiert und analysiert, nämlich die mit t oder d gebildeten Adjektive wie hoffentlich und morgendlich. Der Bestand dieses speziellen Adjektivtyps ist aktuell auf 21 etablierte und frequente Kernadjektive reduziert; besonders im 18. und 19. Jahrhundert war er erheblich umfangreicher. Die frühsten Formen sind regelmäßig t- und d-los, zum Beispiel eigenlich; im Frühneuhochdeutschen kommen t– und d-Formen auf, etablieren sich allmählich und dominieren ab dem 18./19. Jahrhundert. Strukturell sind die Adjektive heterogen. Wie für alle Bildungen mit Fugenelement können Prinzipien für die Bildung der verfugten Adjektive formuliert werden, Regeln im Sinne verlässlicher Voraussagbarkeit gibt es aber nicht.

The formation of adjectives by using the suffix lich is highly productive in German. In this article a special type of lich-adjectives will be documented and analyzed, namely those with d or t such as hoffentlich and morgendlich. The inventory of this special type is today limited to 21 well established and frequent adjectives. Especially in the 18th and 19th century there have been far more adjectives of this type. Ancient forms are regularly without t or d, for example eigenlich. In Early New High German emerge the t– and d-forms and become the dominating forms during the 18th and 19th century. The structural analysis of these adjectives is heterogeneous as it is the case for all word formations containing a so called »Fugenelement«. Therefore there are no reliable rules that could predict the formation in each individual case.

Liu, Lei
Eine korpusbasierte Untersuchung der Kohäsionsmittel bei der Textproduktion chinesischer Germanistikstudenten

Im vorliegenden Beitrag wird der Einsatz der Kohäsionsmittel in den 374 Aufsätzen aus dem Korpus von chinesischen Germanistikstudenten mit korpuslinguistischen Methoden untersucht. Die fünf Arten von Kohäsionsmitteln, nämlich Rekurrenz, Substitution, Pro-Form, Ellipse und Junktion, werden mit den Suchwerkzeugen »AntConc 3.2.2w« und »PowerGREP« erhoben und deren Frequenz und standardisierte Frequenz in den Aufsätzen der Studierenden aus vier Semestern erlangt. Durch einen Vergleich des Einsatzes der Kohäsionsmittel zwischen den vier Semestern werden folgende Schlüsse gezogen: In den Aufsätzen der chinesischen Germanistikstudenten wird die Junktion am häufigsten verwendet, darauf folgen die Rekurrenz und die Pro-Form. Die Ellipse und Substitution werden vereinzelt eingesetzt.

Based on the corpus of 374 compositions written by major students of German in China, this article is conducted to study the students’ usage of cohesion devices. The five types of cohesion devices, namely reiteration, substitution, pro-form, ellipsis and conjunction are collected with the tools »AntConc 3.2.2w« and »PowerGREP«. Their frequency and standardized frequency in the compositions of four semesters will also be obtained. By comparing the usage of cohesion devices between the four semesters we can draw the following conclusions: In the compositions written by major students of German in China, conjunction is most frequently used. The following are recurrence and pro-form. Ellipsis and substitution are occasionally used.

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